Quantcast
Channel: Gartenkunst oder Wege nach Eden
Viewing all 70 articles
Browse latest View live

Gartenkunst ist mein Lebenselixier

$
0
0

„Auch wenn die berühmten und stilbildenden Gärten oft durch großen Reichtum möglich wurden, sind Gärten nicht etwas für die Privilegierten dieser Welt. Ob Schrebergarten, Landschaftspark, Friedhof oder Stadtpark – kleine Gärten durchwirken die gebaute Landschaft und sind für uns alle ein existentieller Teil des Lebens. Berührt von den Farben und Düften der Blumen, Büschen und Bäumen verlassen wir einen Garten immer gestärkt und mit erfrischtem Sinn für das Wesentliche.“
Zitat von Nadine Olonetzky, aus dem Vorwort zu „Sensationen – eine Zeitreise durch die Gartengeschichte“

Ein neues Blog mit einem Zitat anfangen? Nicht gerade originell - aber es trifft genau das, was ich schreiben wollte. Und besser kann ich es auch nicht...schön, dass jemand dieses Gefühl der Stärkung durch den Aufenthalt in einem Garten so kurz und gut beschreiben kann!
Was nun zuerst da war - der irdische "Gan Eden" oder die Vorstellung des Paradiesgartens in der Religion - fragt man sich angesichts der Gartengeschichte...zumindest ist die Sehnsucht nach diesem Garten wohl schon fast so alt wie die Menschheit.
In dem Blog "Gartenkunst oder Wege nach Eden" geht es  um das Themenfeld Gartenkunst und Gartenkultur. Nicht um einzelne Pflanzen, nicht um das Gärtnern im praktischen Sinne - aber unter anderem darum, was es mit uns macht.
Die Fotos unten entstanden in den Gärten von Schloß Trautmannsdorf, einem
traumhaft schönen Stück Eden...











































Kräutergärten im Allgäu: Amonia - Garten der Räucherkräuter in Legau

$
0
0

 Ein Garten für Kunst & Kräuter


In der Nähe von Legau im Allgäu haben die Künstler Sabeth und Peter Ebenhoch mit viel Kreativität einen außergewöhnlichen Garten angelegt. Das etwa einen Hektar große Grundstück um Sabeths Elternhaus bietet Ausstellungsfläche für Skulpturen, Platz für einen Kräutergarten zum Anbau heimischer Räucherkräuter und Rückzugsorte für die Familie.







                                 In diesem Garten geht es an manchen Stellen sehr bunt zu






hier geht es zur Webseite des Räucherkräutergartens, den man nach Absprache besuchen kann: http://www.amonia-kraeuter.de
Aus den Kräutern hergestellte Produkte kann man auch bestellen:


Der Garten am Hermann Hesse Haus in Gaienhofen

$
0
0
-->

Hermann Hesses Garten am Bodensee

Herman Hesse war nicht nur ein großer Dichter, sondern auch die meiste Zeit seines Lebens ein passionierter Gärtner. Begonnen hat diese Leidenschaft auf der Halbinsel Höri am Bodensee, in dem kleinen Ort Gaienhofen, wo er Anfang des 20. Jahrhunderts mit seiner ersten Frau Mia den gemeinsamen Traum vom Leben auf dem Land verwirklichte. Nach dem Erfolg des von Hesses Roman “Peter Camenzind” erwarb die junge Familie Hesse in dem Ort, wo sie schon seit einigen Jahren in einem Bauernhof zur Miete wohnte, ein Wiesengrundstück am Ortstrand. Hier erbaute ihnen der Architekt Hans Hindermann ein schönes Landhaus im “Schweizer Reformstil”. 
Nach dem Bau des Hauses 1907 wurde der Garten von Hesse selbst geplant. Ein breiter Mittelweg im oberen Garten erschloss das Grundstück, er diente als Arbeitsweg für die Bewirtschaftung der angelegten Gemüsebeete und verband das Haus mit dem Schuppen. Auf einem 1908 erworbenen zusätzlichen Grundstück, später der “untere Garten” genannt, pflanzte Hesse 38 junge Obstbäume, unter anderem Walnuss, Apfel, Quitten, Birnen, Mirabellen, Kirschen und Zwetschen.



DAS HAUS UND DIE GARTENANLAGE TRUGEN TYPISCHE ZÜGE DES LEBENSREFORM-GEDANKENGUTS
Zur Zeit der Lebensreform wurde die ökologische Landbewegung gegründet. Im Garten wollte man den Kreislauf des Lebens erfahren und folgte der Idee der Selbstversorgung. Der aufkommende Kunstdünger und Pestizideinsatz wurde entschieden abgelehnt, die Kompostierung zur Erhaltung und Herstellung der Bodenfruchtbarkeit wurde gepflegt. Auch Hesse legte "Dunghaufen" an und düngte damit seinen Garten, nichts wurde weggeworfen, sondern dem Garten in anderer Form wieder zugeführt.         


                                                                                                                                                            Hesse pflegte die alte Kunst der Herstellung von Erdmischungen, die unter Zugabe von  Asche und Kohle aus Holz und Blättern, Holzmulm, Sand und Kompost je nach Verwendungszweck gemischt wurden. Mit diesen Erden füllte er Pflanzlöcher, um das Anwachsen von Jungpflanzen zu verbessern. Er liebte es, im Garten Feuer zu machen, wo er alle brennbaren Abfälle verbrannte und die mineralische Asche für seine Mischungen herstellte. Die Familie Hesse betrieb aber nicht nur einen Selbstversorgergarten mit Gemüse, Beerenobst und Obstbäumen, sondern pflegte mit Hingabe verschiedene Blumenrabatten.  

Der Garten mit Blick auf den Bodensee

    
DER GARTEN SOLLTE EIN REICH FÜR ALLE SINNE SEIN
 “Ich möchte nicht nur alles sehen, alles fühlen, alles riechen und schmecken, was diese Sommerfülle meinen Sinnen zu schmecken anbietet; ich möchte es, von plötzlicher Besitzlust ergriffen, auch aufbewahren und mir in den Winter, in die kommenden Tag und Jahre, in das Alter nehmen (...)”                                                                                                                                              Der Dichter liebte besonders duftende Pflanzen wie Goldlack, Hyazinthen, Reseda und Narzissen, aber auch die Farbenpracht der Dahlien und anderer spektakulärer Blüten begeisterte ihn. Weitere Lieblingsblumen, die Hermann Hesse in seinen Texten beschrieb, waren Schwertlilien, Rosen, Zinnien und andere bäuerliche Blumenstauden. Generell hatte er eine Schwäche für Farben und Düfte und dem entsprechend erfolgte seine Pflanzenauswahl.

Haus und Garten bilden eine Einheit 

                                                                       
DIE RETTUNG DES ANWESENS

Dass Hesses Landhaus und sein erster Garten heute noch  existiert und nach den ursprünglichen Plänen rekonstruiert wurde, ist der Initiative einer Frau zu verdanken, die mit dem Ort Gaienhofen sehr verbunden ist. Eva Eberweins Großvater stammt aus dem Dorf, und sie selbst hat als Kind viel Zeit hier verbracht. Im Jahr 2003 erfuhr die promovierte Biologin, dass das ihr bekannte ehemalige Anwesen der Familie Hesse schon eine ganze Weile zum Verkauf stand.  Im Dezember 2003 können die Eberweins das Haus nach harten Verhandlungen mitsamt dem nördlichen Garten erwerben, für den schon Bebaungspläne gemacht wurden. Zu dieser Zeit ist das Haus völlig verwahrlost, im Garten machen Schlamm, Müllberge und Unkraut ein Durchkommen fast unmöglich. 
Zusammen mit Fachleuten machen sich die Eberweins zunächst an die mühevolle Renovierung des Hauses. Aus Farbresten neben den Türrahmen rekonstruiert eine Restaurateurin die ursprünglichen Wandfarben – warmes Rosa und ein gedecktes, aber leuchtendes Türkis. Die untere Etage wird wieder so hergerichtet, wie sie zur Zeit der Familie Hesse war. Die Küche und die Speisekammer vermitteln ein Bild der typischen Selbstversorgerküche der Lebensreformzeit, im gediegenen Wohnzimmerverbreiten die hölzernen Wandtäferungen mit ihrem matten Glanz Behaglichkeit. 
In Mia Hesses Zimmer zeugen Abzüge ihre Werke von ihrer Kunst als Fotografin, der Blick aus ihrem Fenster geht nach Süden über den Garten in Richtung des Sees. In der oberen Etage haben die Eberweins ihre Wohnung eingerichtet. Für die gelungene Renovierung des Gebäudes bekam das Ehepaar Eberwein  2005 den Denkmalpreis. Danach machte sich Eva Eberwein an die Wiederherstellung des Gartens. Als geschulte  Wissenschaftlerin arbeitete sie sich durch zum Glück noch reichlich in Form von  Schriftstücken und alten Fotoalben vorhandenem Material. Ein besonderer Glückstreffer war ein Fund im Marburger Literatur Archiv: Auf einer Bleistiftzeichnung hatte Hesse die Gestaltung des Nordgartens genau skizziert.

Mia Hesse hatte einen schönen Ausblick auf den Garten


DAS GARTENGELÄNDE IST EINZIGARTIG aufgrund der Tatsache, dass es der erste Garten Herrmann Hesses war. Hier begründete sich seine Gartenleidenschaft, die ihn nie wieder verließ, hier legte er eigenhändig seinen ersten Garten an. Die späteren Gärten veränderte er lediglich, sie waren schon da” erklärt Frau Eberwein ihre Motivation.
 ARBEITEN MIT DEM, WAS IST, WANDLUNG AKZEPTIEREN UND NUTZEN” machte sich Eva Everwein zur Devise, als sie im Januar 2005 mit der Wiederherstellung des Nordgartens begann. Den Garten original wie von Hesse entworfen wieder auferstehen zu lassen, war zum Teil nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Zum einen war der ehemalige Obstgarten schon vor Jahren verkauft und mit Doppelhaushälften überbaut worden. Im Laufe der Jahrzehnte sind auch im damaligen Gemüsegarten die Bäume hoch gewachsen und verschatten die Beete. Man hätte sie natürlich fällen können, aber damit wäre der Sichtschutz zu den neu erbauten Nachbarhäusern verloren gegangen.  Nach Ausräumung der unzähligen angeflogenen Sämlinge, Schuttresten und Abfallhaufen entwickelte sich die Idee, Hesses ehemaligen Gemüsegarten als Waldgarten auferstehen zu lassen.                                                                                                                                                      Das Material aus ihrer Erforschung der Geschichte des Anwesens hat Frau Eberwein zu Tableaus zusammengestellt, auf denen jeder Besucher die Entwicklung des Grundstücks zu Zeiten seiner verschiedenen Besitzer  anhand von Text und Originalfotos ablesen kann. So weit als möglich wurden die alten verwahrlosten Wege mit ihren in Laub versunkenen Randfassungen wiederhergestellt und die fehlenden Randfassungen ersetzt. Wieder aufgenommen wurde Hesses penible Reihenpflanzung, nun aber nicht mir Gemüse, sondern mit Pflanzen, die zu der Zeit in Wäldern und auf Waldwiesen wuchsen. “Wir orientieren uns an Pflanzen, die Hermann Hesse damals von seinen Waldspaziergängen als Sträuße mit nach Hause brachte, seine zahlreichen Briefe aus jener Zeit dienen uns als wertvolle Quelle” beschreibt Eva Eberwein das Vorgehen. Der schöne, allerdings giftige Seidelbast zum Beispiel ist aus den heutigen Wäldern fast verschwunden und steht mittlerweile unter Naturschutz.   

Hesse liebte es, Esskastanien im Feuer zu rösten 
                               
ZWEI VETERANEN AUS HESSES ZEIT SIND ERHALTEN GEBLIEBEN: der Kastanienbaum auf der Südseite und der Hausbaum, ein Birnbaum der Sorte “Sülibirne”, die damals in der Gegend als beliebte Mostbirne weit verbreitet war. Ganz bewusst wurde das Haus damals in der Nähe des Birnbaums gebaut – nach alter Tradition galt ein großer starker Baum in der Nähe der Haustür als Wächter des Eingangs, Beschützer und Hüter des Hauses. Das war durchaus praktisch zu verstehen: der Baum, damals schon höher als das Haus, schützte das Gebäude in der exponierten Lage vor Blitzen. In dieser Funktion büßte er im Laufe der Zeit einige seiner Äste ein. Die mächtige Laubkrone war der einzige Schattenspender auf dem sonst noch unbewachsenen Grundstück. Besonders wichtig war das im Sommer für die neben der Eingangstür liegende Küche und die Speisekammer, denn einen Kühlschrank gab  es noch nicht. Heute braucht der  Veteran selber Schutz: ein großer Feldahorn bewahrt ihn vor Schäden  durch starke Stürme und seine letzten großen Leitäste sind durch starke Seile gesichert. Eine Fotografie aus dem Jahr 1909 zeigt Hermann Hesse mit seinem Sohn Bruno auf der selbstgezimmerten Lattenbank unter dem Birnbaum.
“IN EINEM GARTEN IST NICHTS FÜR DIE EWIGKEIT” sagt Eva Eberwein. Die Gartenanlage heute ist das Ergebnis einer langen, gewissenhaften Auseinandersetzung mit der Historie und den Anforderungen und Interessen der heutigen Bewohner des Grundstückes.  Der neue Gemüse- und Kräutergarten liegt nun auf der sonnigen Südseite auf dem Grundstück. Neben Hesses geliebten Dahlien wachsen im Südgarten auch viele alte Gemüsesorten wie Amaranth und blau blühende Stangenbohnen. Ein Mispelbäumchen trägt schon reichlich Früchte,  imposante Pflanzen wie Alant und Kardone haben hier ebenso Platz wie die zierliche “Jungfer im Grünen” und die leuchtenden  Ringelblumen. Zur Anzucht von Blumen und Gemüse wurde ein Glashaus in Form eines Pavillons gebaut. Eva Eberweins Idee ist es, hier in einem Sortengarten möglichst viele Pflanzen zu sammeln, die um 1900 in dieser Gegend kultiviert wurden. Der Garten soll ein Refugium für Pflanzen ist, die in der Umgebung beim Umbau  alter Gärten weichen müssen. Nicht nur als eine Art lebendes Museum, sondern um zu zeigen, dass es sich auch heute lohnt, diese  Pflanzen zu erhalten. Allein an einer alten Rebsorte, die aus einem Gaienhofener Garten gerettet wurde, konnte sie schon viele Besucher von dieser Idee überzeugen. Bei Gartenführungen und speziellen Kräuterführungen gibt sie ihr Wissen weiter und ermöglicht Interessenten, die Ideen der Lebensreform, Hesses Gartenvisionen und ihre Weiterführung in einen Garten unserer Zeit zu erleben.  

Das junge Mispelbäumchen 


Bei Interesse gibt es zwei Möglichkeiten, den Garten zu erkunden: zwischen Ostern und Oktober kann man nach Voranmeldung auf eigene Faust den Garten durchstreifen, oder man nutzt die Möglichkeit, an einer der von der Eigentümerin selbst geleiteten Führung teilzunehmen.  Meist steht danach ein selbst gebackener Kuchen mit Kaffee bereit, um der Atmosphäre des Gartens  in Muße nachzuspüren und sich auszutauschen. Weiterhin gibt es jeden 3. Sonntag im Monat Wildkräuterwanderungen mit Verkostung,  sowie im Hochsommer Begehungen mit Erläuterungen zur Historie der dörflichen Bauerngärten, die Hesse bei der Anlage seines eigenen Gartens inspiriert haben.    
                                                                                                                                                 
Termine unter www.hermann-hesse-haus.de
Anmeldung/ Info unter Tel. 07735-440653
Eine schöne Einstimmung in das Thema ist das Büchlein “Freude am Garten” mit ausgewählten Texten von  Hermann Hesse, erschienen im  Insel Verlag. Dieses Buch hat mir vor Jahren Hesse als Gärtner nahegebracht, besonders schön fand ich die Geschichte "Das verlorene Taschenmesser". Das Buch wurde anlässlich von Hesses 50. Todestag neu bearbeitet wieder aufgelegt.    

Freude am Garten: Betrachtungen, Gedichte und Fotografien Mit farbigen Aquarellen von Hermann Hesse und zahlreichen Fotografien



  

Zitat Hermann Hesses mit frdl. Genehmigung des Hermann-Hesse-Editionsarchivs von Volker Michels und des Suhrkamp-Verlags, Frankfurt am Main

"GartenArt", das Kundenmagazin der Gärtner von Eden

$
0
0
Die "Gärtner von Eden" sind mir seit Jahren über die leider eingestellte Zeitschrift "Eden - Das Magazin zur Gartengestaltung" bekannt. Mir hat das "Eden" besonders in den ersten Jahren sehr gut gefallen. Nach dem großen Relaunch, der das Heft populärer machen sollte, war es mir persönlich zu unspezifisch und etwa zu flach geworden.

Im September 2011 brachte die Genossenschaft der Gärtner von Eden das erste Heft der "GartenArt" heraus, ein eigenes Kundenmagazin.
Unter "Kundenmagazin" versteht der Kunde normalerweise eine Art kostenlose Werbebroschüre, bei Gartenthemen mit jahreszeitlichem Bezug und aktuellen Angeboten. Bei diesem Heft sieht das etwas anders aus: "GartenArt" ist eine Zeitschrift zum Thema Gartengestaltung, die zweimal im Jahr erscheint und sieben Euro bzw. acht Schweizer Franken kostet.
Dafür bietet sie Themen, die im direkten oder weiteren Sinne von Gartengestaltung handeln. Das Heft 1/12 habe ich mir schicken lassen um es hier vorzustellen.

 Nah dran und sehr interessant fand ich den Artikel "Die Gärten des Aga Khan". Hier geht es nicht um private Luxusgärten, sondern um grüne Oasen in Kabul, Kairo, Delhi und anderen Orten, die der Bevölkerung zur Verfügung stehen. In Kairo zum Beispiel ließ Karim Aga Khan den riesigen, über fünfhundert Jahre lang gewachsenen Müllberg abtragen und auf den 32 Hektar Fläche im Herzen der Stadt einen Park errichten. Vor dem Bau des "Al Azhar Parks" war die Grünfläche in Kairo pro Person gerade mal so groß wie ein Fußabdruck.
In dem Artikel "Geht´s nicht, gibt´s nicht" beschreiben einige der Gärtner von Eden besonders ausgefallene Wünsche ihrer Kunden - zum Beispiel eine Rennstrecke für Bobby-Cars, ein "Skywalk-Garten" im Ruhrgebiet, ein nach astronomischen Aspekten gestalteter Garten für einen Physikprofessor, der sich intensiv mit kosmischer Zeitmessung beschäftigt. "Wie Stonehenge, nur ohne Hinkelsteine" bringt Gartendesigner Joerma Biernath letzteres Konzept auf den Punkt.
Spannend auch das Projekt der Brüder Kühn: sie führen Deutschlands einziges Baumarchiv.
Der Generationengarten, die Herausforderung der Gestaltung kleiner Gärten, der Wert eines Gartens sind weitere Themen. Etwas "weiter weg" aber sehr passend fand ich den Beitrag von Dr. Volkmar Kramarz über die Bedeutung des Gartens in Liedern. Unter der Rubrik "Geniessen" ging es um Olivenöl, das kam mir überflüssig vor - kein Bezug zum Gärtnern, und ein allzu verbreitetes Thema.
Auf den ersten Blick wirkt das Heft sehr schmal, würde man die sonst übliche Werbung dazu rechnen, käme es wohl auf den doppelten Umfang. Explizite Werbung gibt es nur auf der Rückseite des Covers vorn und auf dem hinteren Cover beidseitig. Man könnte die vier Seiten "Stil und Design" zur Werbung zählen, hier werden aber ausgesuchte Produkte in schönem Design vorgestellt - durchaus eine Bereicherung. Die eigentliche Werbung ist der Inhalt des Heftes  - Themen um gute Gartengestaltung, vorgestellt von Profis mit Qualitätsanspruch.
Die Bestellung eines Einzelheftes zum Kennenlernen ist möglich, man muss nicht gleich abonnieren.
Mir gefällt´s!

Hier geht es zu GartenArt:

Die Gärten am Hohen Schloss in Grönenbach

$
0
0

"Der Garten ist ein anderer Himmel mit Sternen aus Blumen"

(Persisches Sprichwort)

Der Kreislehrgarten in Grönenbach 


Zwischen Memmingen und Kempten, nur wenige Kilometer von der Autobahnabfahrt Grönenbach, gibt es ein lohnenswertes und noch viel zu wenig bekanntes Gartenziel. Am "Hohen Schloss", das auf einem exponierten Nagelfluhfelsen emporragt, liegen der Kreislehrgarten Unterallgäu und der neu angelegte  Kneippkräutergarten. Auf der anderen Seite des Schlosses ist das Gelände terrassiert und zum Teil mit Weinstöcken bepflanzt. Außerdem befinden sich auf dem weitläufigen Gelände noch ein Bienenhaus und einige "lebende Lauben" aus verschiedenen Baumarten. 


Das Herzstück des Kreislehrgartens ist der Gemüsegarten. Er ist an verschiedene Privatpersonen verpachtet, die dort ihr Gemüse anbauen. Für die Gärtner ist die öffentliche Situation nicht immer glücklich, denn leider verschwindet das reife Gemüse häufig über Nacht.

Kreislehrgarten am Hohen Schloss Grönenbach - der Gemüsegarten im Juli 

Im allgemeinen Bereich gibt es verschiedene Sorten von Beeren und anderen Sträuchern, Rosen, einen kleinen Alpingarten und Pflanzungen verschiedener Stauden. Letztere wechselt von Zeit zu Zeit, wo vor einigen Jahren noch viele Sorten Taglilien wuchsen, sind jetzt Päonien mit dem Schwerpunkt Strauchpäonien aufgepflanzt.

Rosenbogen unterhalb der Terrassen 

Der Besuch lohnt sich fast zu jeder Jahreszeit - vom Kreislehrgarten aus hat man einen beeindruckenden Blick auf den Ort und die umliegende Landschaft. Die Vegetation ist natürlich von Mai bis Oktober am schönsten! Etliche Bänke und Tische laden zu einem Picknick auf dem Gelände ein, das im Wesentlichen sehr gut begehbar und bis auf die Terrassen auch rollstuhltauglich ist.

  
 
Staudenpflanzungen Ende September


Stockrosen am Nebengebäude 

Weidenröschen im Abendlicht

                                                                       
Öffnungszeiten:jederzeit zugänglich und ganzjährig geöffnet

Adresse: 
Papenheimer Str. 2
87730 Bad Grönenbach

Kontakt: Kurverwaltung Bad Grönenbach
Marktplatz 5
87730 Bad Grönenbach
Tel.: 08334/60531
Fax: 08334/6133

http://www.landratsamt-unterallgaeu.de/buergerservice/natur-und-umwelt/gartenkultur/kreislehrgarten.html

Die Gärten im Park von Schloss Benrath

$
0
0



"Narren hasten, Kluge warten, Weise gehen in den Garten"

das Zitat des indischen Philosophen Rabindranath Tagore ist das Motto des Museums für Europäische Gartenkunst


Ende Oktober 2007 besuchte ich zum ersten Mal das "Museum für Europäische Gartenkunst" im Ostflügel des Benrather Schlosses in Düsseldorf-Benrath. Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, den Park von Schloss Benrath an einem strahlend schönen Sommertag zu besuchen. Nicht die optimale Zeit zum fotografieren, aber am Nachmittag wollte ich noch den  nur wenige Kilometer entfernten Garten von Peter Janke in Hilden ansehen.




Das Schloss und der Park Benrath wurden 1755 vom Kurfürsten Carl-Theodor von der Pfalz in Auftrag gegeben. 1756 begann der Architekt Nicolas de Pigage mit dem Neubau des barocken  Gartenschlosses. Schloss Benrath ist keine Residenz - der Kurfürst residierte in Mannheim - sondern ein "Maison de Plaisance", ein Lustschloss in dem man sich zu Erholung und Vergnügen aufhielt. Der Park erstreckt sich über mehr als 600.000 Quadratmeter, den größten Anteil hat der "Lust- und Jagdgarten" mit seinem hohen Baumbestand. Anläßlich der EUREGA 2002 plus wurde der Park und die darin gelegenen Gärten umfassend restauriert.


Durchgang zwischen Ostflügel und Hauptgebäude



Der Spiegelweiher im Park von Schloss Benrath

Der 470 Meter lange "Spiegelweiher" liegt hinter dem Hauptgebäude des Schlosses. Die Reflektion des Wassers bringt mehr Licht in die Räume. Früher war der Spiegelweiher von einer zweifachen Lindenallee gesäumt. Das Blumenbeet im Vordergrund markiert den Platz, an dem sich früher die "Bartschüssel", das einleitende Wasserbecken, befand.

Das Blumenbeet als Hintergrund für eine Fotosession



Blick nach Westen
Blick zum Nordflügel des alten Schlosses

Der älteste Teil der Anlage ist der erhaltene Nordflügel des "alten Schlosses". Vor dem Nordflügel liegt der vom Landesbaumeister  Giovanno Lollio im 17. Jahrhundert entworfene Parterre-Garten, der 1662 vom Gartenmeister Laurent bepflanzt wurde. Nicolas de Pigage integrierte diesen alten Gartenteil in die Achsen des neuen Parks.

Der Nordflügel und die Hecke vor dem Parterre-Garten

Der Parterre-Garten wurde im 20. Jahrhundert noch zeitweise als Baumschulquartier genutzt, dann aber in eine einfach zu pflegende Rasenfläche verwandelt. Vor der Restaurierung wurde der ursprüngliche Grundriss durch Infrarot-Luftbilder sichtbar gemacht. Anhand erhaltener Pläne und alter Ansichten wurde der verlorene Garten mit seinen umgebenden Hainbuchenhecken, den Buchseinfassungen und den Kübelpflanzen restauriert. Außer der Pflanzung von Tulpen war kein historischer Pflanzplan mehr vorhanden, so wurde ein modernes Pflanzkonzept mit Rosen, Stauden, Dahlien, Tulpen, Stiefmütterchen und einjährigen Sommerblumen entwickelt.






Sommerblumen im Parterre-Garten von Schloss Benrath





Der Küchengarten wurde 1760 angelegt. Hohe Mauern und massive Tore hielten nicht nur eventuelle Gemüsediebe ab, sondern schützen die Kulturen auch vor Wind und sorgten als Wärmespeicher für ein günstiges Kleinklima. Der Küchengarten liegt direkt an dem Gutshof, von dem aus die zum Schloss gehörende Domäne bewirtschaftet wurde. 1773 wurde das Wohnhaus errichtet, in dem als erster der Schlossverwalter Louis de Pigage wohnte, der Bruder des Architekten. Der letzte Pächter des Gutshofes bewirtschaftete diesen Garten bis in die 1950er Jahre. Danach verfiel die Anlage, bis sie 2002 restauriert wurde. Das Schöpfbecken wurde wieder hergestellt, die Mauern ausgebessert und wieder mit Spalieren ausgestattet. Nach Grabungen und alten Plänen wurden die Wege wieder hergestellt und die Buchsbaumeinfassungen wieder hergestellt. Die Bepflanzung mit Blumen war typisch für den früheren Küchengarten, jedoch gibt es auch hier keine erhaltenen Aufzeichnungen über die damals in diesem  Garten verwendeten Arten. Die Bänke gab es früher auch nicht, heute freuen sich die Besucher über diese Möglichkeit zur Rast. Bewirtschaftet wird der Küchengarten von der "Werkstatt für angepasste Arbeit" deren Mitarbeiter hier 40 verschiedene Arten von Gemüse, Salaten und Kräutern in biologischem Anbau ziehen.  Donnerstags von 10.00 -12.00 Uhr gibt es hier die Möglichkeit die Gartenprodukte einzukaufen. 












Besser hätte ich einen ganzen Tag in diesem Park eingeplant, zur Besichtigung der ganzen Anlage war nun keine Zeit mehr. Will man auch das Museum für Europäische Gartenkunst besuchen, sollte man sich eh insgesamt einen Tag Zeit nehmen. Der Park ist durchgehend geöffnet, das Museum von Dienstag bis Sonntag von 11.00 -17.00 Uhr. Im Schlosscafé am östlichen Torhaus lässt es sich stilvoll  Pause machen. Das Schlosscafé ist vom 1.4. bis zum 31.10. von Montag bis Sonntag zwischen 9.30 bis 20.00 Uhr geöffnet, in der übrigen Zeit von Dienstag bis Sonntag zwischen 10.00 und 19.00 Uhr (Öffnungszeiten mit Vorbehalt - verifizieren unter:




Rückweg zum Hauptgebäude

Die Skulpturen unterhalb des Haupgebäudes blicken zum Spiegelweiher

Im Privatgarten des Kurfürsten an der Westseite

Der Ostflügel vom Westflügel aus gesehen

ein letzer Blick auf Schloss Benrath

Plan von Schloß und Park Benrath von 1806 - Norden ist unten!

Einen Plan mit näheren Erklärungen zu den einzelnen Elementen des Parks gibt es auf der Webseite von Schloss Benrath unter diesem Link:

mehr zur Geschichte des Schlosses und besonders zum "Alten Schloss" bei Wikipedia: 

Anfahrt, Öffnungszeiten, Preise: 
http://www.schloss-benrath.de/portal_stiftung/besucherservice.asp

Gestern Abend fand ich im Internet noch ein paar interessante Luftbilder der Anlage. Der Fotograf und Pilot Matt Wegener ("http://mattw.de/cessna/") war so freundlich, sie mir für diesen Blogeintrag zur Verfügung zu stellen. Et voilà - Schloss und Park Benrath von oben: 









Die Fotografin Sibylle Pietrek hat den Park im Winter fotografiert - wie man sieht, auch zu dieser Jahreszeit ein lohnendes Ziel! 



Besuch auf Hof Schneehohl im Sauerland

$
0
0


Hof Schneehohl ist ein echter Geheimtipp!
Wäre Gabi Wirths nicht eine Facebook Freundin von mir - die erste, die ich dann tatsächlich besucht habe - dann hätte ich diesen schönen Ort bei Halver im Sauerland wohl nie kennen gelernt. Auf dem ehemaligen Hof aus dem 19. Jahrhundert wohnen mehrere Parteien. Als Gabi Wirths vor einigen Jahren ins Dachgeschoss einzog, fing sie an zu gärtnern und begeisterte auch Renate Schrage für ihre Ideen. Nach und nach entstand ein Schau- und Verkaufsgarten mit robusten und schönen Pflanzen. Der ehemalige Pferdestall wurde zum Verkaufsraum für sorgfältig ausgewählte und selbst hergestellte Dekorationsobjekte. Einige Stauden erwarb ich für meinen Allgäuer Garten, die Qualität der Pflanzen ist wirklich überzeugend.




Die Gärtnerinnen von Schneehohl im Staudengarten


Liebevoll gepflanzte Details
 

Der Verkaufsbereich

Auf dem Hof gibt es einen eingezäunten Garten für Hühner und Gänse, die sich hier sichtlich    wohlfühlen

    Glückliche Hühner auf Hof Schnneehohl 


Keramikpiepmätze im Verkauf

Der Staudengarten ist im Stil eines Naturgartens angelegt - alles wächst "wie von selbst" in wild - romantischen Kombinationen. Laufenten halten die Schnecken in Schach.

Im Staudengarten von Hof Schneehohl

Der wildromatische Staudengarten

An vielen Stellen finden sich liebevoll angelegte Details - reichlich Ideen für den eigenen Garten!

Sedum zwischen Steinen

Sedum wächst in altem Holz

Caramellfarbene Heuchera als Kübelpflanze

Ab Ende März sind Besucher willkommen - außer am Sonntag.
Hier finden Sie die Wegbeschreibung und mehr Informationen:
http://www.hof-schneehohl.de/kontakt

Die Farbe Blau in der Gartengestaltung

$
0
0

An weißen Beeten, weißen Gärten versuchen sich viele. Aber wie wäre es mit einem blauen Garten, einem blauen Beet? Wenigstens an einer Seite, oder ganz am Ende des Gartens?


„Es ist um die blaue Farbe in Natur-, Kunst- und Gartenblumenreichen eine wundersame Sache. Die ganze schöne Erdenwelt mit Himmel und Meer, Bergferne und Gewässer ist zumeist in Blau getaucht, soweit sich nicht in den kühleren Zonen Nebel und Gewölke zur Wehr setzten, um das große Wechselspiel von Dur und Moll zu treiben“ 
so schrieb Karl Foerster unter der Überschrift „Blau in Welt und Garten“, und so fängt auch das neu aufgelegte Buch „Blauer Schatz der Gärten“ an.

Vergissmeinnicht und Männertreu bezeugen die Verbindung von Blau mit Treue, Freundschaft und Hoffnung. 
Die "Blauverschiebung" ist jedem künstlerisch interessierten Menschen ein Begriff - je weiter man in die Ferne sieht, desto mehr Blautöne bestimmen das Bild. Diesen Effekt kann man nicht nur auf Landschaftsbildern genauer studieren, man kann ihn besonders in kleinen Gärten gezielt einsetzten, um sie größer erscheinen zu lassen. Pflanzungen, die mit dunklen Blautönen beginnen und mit zunehmendem Abstand heller werden, machen den  Gartenraum weiter. Kein Wunder, dass Blau mit Ferne, Weite und Sehnsucht (Fernweh...) verbunden wird.
Noch einen schönen Effekt hat die Farbe Blau im Garten: an heißen Sommertagen wirkt allein ihr Anblick kühlend und erfrischend.


Blauer Rittersporn hat eine kühlende Wirkung an an heißen Sommertagen

Blautöne im Garten sind die ganze Vegetationsperiode über leicht einzusetzen
tiefblaue Krokusse, Schneeglanz (z.B.Chinodoxia forbesii 'Blue Giant'), Traubenhyazinthen (Muscari), Blausternchen (Scilla Sierica), Puschkinien (Puschkinia scilloides) und Veilchen können im Frühjahr dichte blaue Teppiche bilden. Bald nachdem sie verblüht sind,  treiben die Hasenglöckchen oder "Bluebells" (Hyacinthoides hispanica) ihre Blütenschäfte über die dichten Blätterbüschel und die Akelei zaubern Romantik in halbschattige Bereiche. Zwerg- , Wiesen- und Bartiris sowie Storchschnabel-Sorten (z.B. Geranium 'Johnson's Blue') übernehmen nahtlos das blaue Zepter. 
Ein klares Himmelblau hat im Mai auch der Rhododendron zu bieten (Rhododendron augustinii 'Aquamarin'). In sauren Böden können auch einige Hortensiensorten in klare Blautönen blühen.


phantastische Farbkombination: Iris barbata 'Night Edition'

Blaue Anemonen und Vergissmeinnicht in den Gärten von Schloss Trauttmannsdorf, Meran

Blaue Tellerhortensie 

Silbriges Kaukasusvergissmeinnicht, Brunnera macrophylla 'Jack Frost'


Der Sommer ist die Zeit der blauen Prachtblüten - Lavendel, Rittersporn, Kornblume, Clematis, Blauregen, Glockenblumen, Eisenhut, Dreimasterblume, Lupine, Ziersalbei, Ehrenpreis und viele andere lassen den "Blauen Garten" erstrahlen. Nicht alle Sorten, die "Blau" in ihrem Namen führen, sind wirklich klar blau. Viele Töne spielen eher ins mauve oder blauviolett.


blaue Dreimasterblume (Tradescantia x andersoniana)

Geranium Pratense-Hybride 'Orion'



Allzu eng sollte man es mit dem 'blauen Garten' lieber nicht sehen. 
Die geniale Gartengestalterin Gertrude Jekyll schreibt dazu:
„Es ist seltsam, dass Menschen manchmal allein eines Wortes wegen ein Gartenprojekt verderben. Ein Blauer Garten beispielsweise vermag, um richtig zu wirken, nach einer Gruppe weißer Lilien verlangen, oder nach zartestem Zitronengelb, und doch sind diese verboten, weil es der ‚Blaue Garten’ ist. Gewiss sollte der blaue Garten nicht nur blau, sondern auch schön sein. Meiner Ansicht nach sollte er in erster Linie schön sein, in zweiter dann so blau, wie es sich mit seiner Schönheit vereinbaren lässt. Jeder erfahrene Kolorist weiß, dass blaue Töne aussagekräftiger sind – blauer – wenn die rechte Komplementärfarbe dagegen gesetzt wird“
(aus: "Pflanzenbilder aus meinen Gärten", erschienen bei Ulmer, leider zur Zeit nur antiquarisch erhältlich)


Christopher Lloyd empfiehlt in "Faszination Farbe im Garten" (Callwey Verlag) die Kombination von tiefblauem Agapanthus mit Montbretien in der Komplementärfarbe orange, eine Zusammenstellung, die man leicht auf der Terrasse oder dem Balkon mit Kübelpflanzen umsetzen kann. 


Geranium Pratense-Hybride 'Orion' im Gegenlicht vor gelbgrün

Kornblumenmischung in den Farbtönen rosa, pink, kornblumenblau und purpur

Im Herbst gehen die blauen Töne im Garten dann langsam aus, viele Gärtner mögen in dieser Zeit allerdings eh lieber warme Farben, die emotional besser zur herbstlichen Stimmung passen. Das schönste Blau des Herbstes findet sich wohl noch bei einigen Sorten der Astern, wie der hellblauen Aster novi-belgii 'Marie Maillard', der reinblauen Aster cordifolius 'Little Carlow' oder der von Karl Foerster selektierten dunkelblauen Aster novi-belgii 'Dauerblau'.

"Ohne Astern, diesem brausenden Anziehungspunkt für Menschen und Insekten, ist der Herbst in einem der wichtigsten Punktesang- und klanglos. Sie verklären den Mollklang des Herbstes." (Karl Foerster)

Hellblaue Herbstaster, Sorte leider unbekannt


Zwei Bücher aus dem Verlag Ulmer befassen sich intensiv mit dem Thema blaue Pflanzen:
zum einen das oben schon erwähnte Werk "Blauer Schatz der Gärten" von Karl Foerster, das  1953 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Die neueste Auflage beinhaltet zusätztliche Aufsätze von anderen Autoren und viele Fotos. Der Band empfiehlt sich einerseits als das wohl ausführlichste Fachbuch für den praktischen Gebrauch, gleichermaßen aber als Lektüre für lange Winterabende für Blumen- und Gartenliebhaber "auf Entzug". Das zweite, ebenso empfehlenswerte Buch zum Blauen Garten ist der Taschenatlas "Blaue Pflanzen für den Garten" von Helga Urban (ebenfalls Verlag Ulmer). Hier werden mehr als 130 Pflanzen für den Garten vorgestellt, darunter auch solche mit blau(grünen) Blättern und blauen Früchten. Die Beschreibungen umfassen charakteristische Fotos und detaillierte Angaben zu Blütezeit, Standortansprüchen, Verwendung, Wirkung und passenden Kombinationen. Durch das praktische Kleinformat der ideale Begleiter beim Pflanzenkauf! 
(Ein Klick auf die Bilder führt zum Amazon-Link)
 




Auf ein weiteres Angebot möchte ich noch hinweisen: Bei "durchgeblueht.de" wird die Dresdener Staudenmischung "Magic Blue" angeboten, eine "uni-colour Staudenkomposition" vom Hellblau des Rittersporns bis zum Dunkelblau des Steppensalbeis. Die Mischung beinhaltet 28 Arten für einen Standort in voller Sonne mit Wuchshöhen von 50-100 Zentimetern, geeignet für mittelschwere bis leichte Gartenböden und eine Fläche ab 12 Quadratmetern. Empfohlen wird sie für großzügige Privatgärten und attraktive Grünflächen in der Stadt (Härtezone 5-6). Ganz im Sinne von Gertrude Jekyll sind jahreszeitabhängig ein bis zwei "Fehlfarben" eingebunden. Ausprobiert habe ich diese Mischung noch nicht, der Katalog ist jedoch sehr informativ (über service@durchgeblueht.de) Hier geht´s direkt zur "Magic Blue" Staudenmischung

Nachtrag am 9.11.2012: Gerade habe ich noch einen interessanten Artikel über Blau und Pflanzen im Netz gefunden: http://agrar-cockpit.de/garten/blau-machen-pflanzenvielfalt-der-lieblingsfarbe/
Übrigens: Blau ist nicht nur die Lieblingsfarbe der Deutschen, dieser Eintrag ist auch der bisher beliebteste Beitrag bei "Gartenkunst oder Wege nach Eden"!



Der Karlsgarten in Aachen

$
0
0

Eine Gartenanlage nach dem Capitulare de Villis Karls des Großen

Die "Verordnung über Land- und Krongüter" Karls des Großen gilt als das älteste schriftliche Dokument mittelalterlicher Gartenkultur. Die im letzten Kapitel der kaiserlichen Verordnung aufgeführte Liste von Nahrungs- und Heilmitteln umfasst Kräuter, Gemüse und Obstgehölze. Diese  Aufzählung von Pflanzennamen wird als  Markstein des Beginns der westlichen Gartenkultur und Gärtnerei gesehen.


 Volumus quod in horto omnes herbas habeant. Id est LILIUM

"Wir wollen, dass man im Garten alle Kräuter habe. Und zwar die Lilie"
so beginnt die in Latein verfasste Liste, die 73 verschiedene im Garten anzubauende Gemüsearten, Heil- und Gewürzkräuter sowie 16 Obst- und Nussbäume nennt. Pflanzen, die für die Herstellung von Textilien verwendet wurden, wie Lein und Flachs, werden in einem früheren Kapitel des Capitulare de Villis genannt. Einheimische Wildpflanzen wie Beeren und Kräuter werden in der Liste nicht aufgeführt. Die einzige erhaltene Abschrift wurde zwischen 825 und 850 niedergeschrieben und wird heute in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfsburg aufbewahrt. Die Urschrift entstand vermutlich nach der Missernte und der darauf folgenden Hungersnot 792/793 und vor dem Aachener Kapitulare Kaiser Karls von 802/803.

In Aachen hat man am Gelände neben dem alten Gutshof Melaten in der Nähe der Uniklink 1999 einen "Karlsgarten" geschaffen, wo alle diese Kulturpflanzen auf einzelnen Beeten untergebracht sind. Im September 2000 wurde der Karlsgarten eröffnet. Der Garten gehört zum "BIOkybernetischen Zentrum AaChen", einer Initiative des Freundeskreises Botanischer Garten e.V. (http://www.biozac.de). Auf dem parkähnlichen Gelände gibt es verschiedene Biotope, unter anderem eine Streuobstwiese und einen Teich mit flacher Uferzone. Der Karlsgarten selbst ist von einer Buchenhecke umgeben und formal gestaltet.

Naturpark unterhalb der Uniklink Aachen

Iris germanica im Karlsgarten Melaten, Aachen

Beetanordung im Karlsgarten Melaten, Aachen

Die Obst- und Nussbäume sind am Rand entlang gepflanzt. Hier gibt es unter anderem den Speierling, die Mispel und den Maulbeerbaum zu sehen.

Blühender Speierling (Sorbus domestica)

Unreife Früchte der schwarzen Maulbeere (Morus nigra)



Blüten der Mispel (Mespilus germanica)

Eine Mispelfrucht wächst heran (Mespilus germanica)

Viele der Pflanzen wie Hauswurz, Muskatellersalbei, Pastinake, Gartenmelde und Kümmel sind auch heutigen Gärtnern noch oder wieder bekannt.

Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum)

Muskatellersalbei (Salvia sclarea)

Gartenmelde (Atriplex hortensis)

Blühender Kümmel (Carum carvi)

Aber wo hat man schon die Gelegenheit, die weiße Zaunrübe (Bryonia alba), die  Koloquinte (Citrullus kolocynthus), eine wilde Wassermelone oder den Pferde-Eppich (Smyrnium olusatrum) zu sehen? Der Pferde-Eppich wurde früher wie Staudensellerie verwendet, später aber durch diesen völlig verdrängt. Die Zaunrübe und die Koloquinte stehen hier als zwei mögliche Alternativen zu der auf der Liste aufgeführten  "Coloquentidas". 

Weiße Zaunrübe (Bryonia alba)


Pferde-Eppich (Smyrnium olusatrum)

Die komplette Pflanzliste mit detaillierte Informationen zu den einzelnen Pflanzen, den Lageplan und weitere Informationen über den  Karlsgarten findet man unter diesem Link:
http://www.biozac.de/biozac/capvil/karl_f.htm

Den Karlsgarten besucht man am besten im Sommer oder frühen Herbst, wenn die Pflanzen zu ihre vollen Größe herangewachsen sind.
Auch der Park außerhalb des eingezäunten Gartens ist sehenswert, hier kann man sich von den konzentrierten botanischen Betrachtungen erholen.

Rasenbank

Uferzone mit gelben Sumpfschwertlilien







Zu den Pflanzen des Capitulare de Villis ist ein umfangreiches Werk entstanden - eine wertvolle Fundgrube für alle, die sich mit den botanischen Details, der Archäobotanik, der historischen Nutzung und Bedeutung sowie der heutigen Bedeutung und Verwendung der einzelnen Pflanzen näher beschäftigen wollen:
"Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Grossen"
von den Herausgebern Karl Josef Strank und Jutta Meurers-Balke,  erschienen 2008 im Verlag Philipp von Zabern.
(Klick auf das Bild führt zum Amazon-Link)



Dahlienschau in Lindau

$
0
0
Die Dahlienschau in Lindau/Reutin ist von Mitte August bis Ende Oktober ein sehenswertes Gartenziel. Der Eintritt ist frei, aber ein Beitrag ins Sparschwein "Ehrensache".



Der Schaugarten ist von hohen Hecken umgeben, an jeder Ecke steht ein beeindruckendes Exemplar des "Kartoffelbaums" oder "Enzianbaums" (Solanum rantonetti). 
Die Pflanzen im eigentlichen Schaugarten sind prächtige Exemplare, manche von ihnen sind über 1,80 Meter hoch. Außerhalb dieses schön angelegten und sehr gepflegten Teils gibt es noch Beete zum Schnitt und ein Testfeld, in dem Sämlinge aufgepflanzt sind.
  
Vorn die dekorative Dahlie 'Sheer Heaven', hinten Solanum rantonetti
  

Angefangen hat es 2002 mit 60 Dahliensorten, die am Rand eines 600 Quadratmeter großen Schrebergartens in Lindau-Oberreitnau gepflanzt waren. 2003 waren es schon 163 Sorten und "Sven´s kleine Dahlienschau' war entstanden. 2004 war das Gemüse aus dem Schrebergarten verschwunden, die nunmehr 250 Dahliensorten zogen immer mehr Besucher an.


Zum Jahreswechsel 2005/06 zog die Dahlienschau samt Hütte und Hecken auf ein neues Grundstück in Lindau/Reutin um, wo die Dahlienschau viel Platz zum Wachsen hatte...2009 kamen dann schon die ersten Reisebusse zur Besichtigung...
2011 konnte eine ehemalige Obstplantage direkt am Büchelewiesweg dazu gepachtet werden. Nun gab es Platz für zwei wunderschöne Eingangsbeete, die in den Schaugarten führen. Auch gibt es jetzt auf der Wiese eine Parkmöglichkeit für PKW (nur bei halbwegs trockenem Wetter zu benutzen) und neu Beete mit Dahlienstöcken zum Verkauf. Sven Baumeister zog sich von dem Projekt zurück um sich intensiver um sein Geschäft in Weißensberg zu kümmern. Die Verantwortung für die Dahlienschau liegt nun in den Händen von Stefan Seufert, der bei der Arbeit im Dahliengarten von einigen Helfern unterstützt wird.

Dekorative Dahlie 'Sheer Heaven', Svan Island 2010

 

Halskrausendahlie 'Raisa'

 
Alle Farben, alle Formen der Dahlienvielfalt






Dekorative Dahlie 'Prince Vailant' ,Vernon 1971

Dekorative Dahlie 'September Morn', 1987

Kaktusdahlie 'Bold Accent' , Gitts 1998

Dekorative Dahlie 'Café au Lait', Bruidegom 1967, Blütendurchmesser über 25 cm

Dekorative Dahlie 'Alpen Pauline', McClaren 2008


Mehr Dahliengärten und ein ausgezeichnetes Sortenverzeichnis beim "Dahlienverzeichnis"unter diesem Link: http://www.dahlie.net
Wer ein exklusives Buch zum Thema Dahlien sucht, wird hier fündig: http://dahlienbuch.de/

Der Kreislehrgarten Oberallgäu in Sulzberg

$
0
0
Kreislehrgärten sind wichtige Impulsgeber für die regionale Gartenkultur. Hier fachsimpeln Pflanzenspezialisten der Gartenbauvereine, Anfänger erhalten wertvolle Informationen darüber, welche Pflanzen in der Region gut gedeihen und wie sie gepflegt werden müssen. Der Kreislehrgarten in Sulzberg zeigt besonders im Bereich des Bauerngartens, wie gut es auch  im Oberallgäu wächst - riesige Kürbisse, prächtige Stauden, diverse Gehölze und reichlich gesundes Gemüse.

"Lehrgärten sind wertvolle Keimzellen und Impulsgeber zum Erhalt und zur Förderung von Gartenkultur und Landesverschönerung. Darüber hinaus sind sie Treffpunkt von Gartenfreunden und Lernstätte mit Leitbildfunktion. Informieren und weiterbilden ist ein menschliches Grundbedürfnis, wenn es um Garten und Pflanzen geht. Der Kreislehrgarten des Kreisverbands für Gartenbau und Landschaftspflege in Sulzberg-Ried bietet dazu vielseitige Anregungen, die sich im Privatgarten verwirklichen lassen."(aus dem Flyer des Oberallgäuer Kreislehrgartens)



Das Bahnhofsgebäude steht dem Gartenbauverein zur Verfügung



Stauden vor dem Bauerngarten

Der Kreislehrgarten ist von Ende Mai bis Anfang Oktober Samstags und Sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, am Eingang steht eine Spendenkasse für einen freiwilligen Beitrag zu Pflege und Unterhalt des Gartens.
Besichtigungstermine für  Gruppen und Schulklassen ab 20 Personen sind außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Kontakt über den Kreisverband für Gartenbau und Landschaftspflege Oberallgäu, Vorsitzender Alfons Herb, Ried 1, 87477 Sulzberg,
Telefon 0 83 76/4 89

Blick vom Eisenbahnwaggon Richtung Osten



Der Kreislehrgarten in Sulzberg-Ried hat einige Besonderheiten: das laanggestreckte Grundstück liegt direkt an der Bahntrasse der Voralpenbahn auf der Strecke Kempten - Pfronten - Reutte.
In Sulzberg-Ried halten Züge nur noch "nach Bedarf" - so sind am Parkplatz gerade noch zwei Stellplätze für Reisende reserviert, alle weiteren für Besucher des Gartens. Das alte Bahnhofsgebäude dient dem Gartenbauverein als Vereinshaus und wird zu den Öffnungszeiten des Gartens öffentlich von Mitgliedern wechselnder Ortsgruppen bewirtschaftet.
Der alte Eisenbahnwaggon von 1905 wird gelegentlich für Ausstellungen z.B. der Apfelsorten benutzt. Am westlichen Ende des Grundstücks gibt es eine Wiese mit einem großen Spielplatz, die Wege sind gut befestigt und es sind etliche Bänke aufgestellt. Der Garten ist somit sehr geeignet für Besucher aller Altersstufen und empfehlenswert für Familienausflüge.


Das Rosenbeet am alten Eisenbahnwaggon von 1905




Der Bauerngarten ist ein besonders intensiv und gut gepflegter Bereich des Kreislehrgartens. Man staunt, wie üppig und gesund hier das Gemüse wächst. Nicht nur Kohlarten, Lauch, Salate und Mangold, auch Zuckermais steht hier erntereif in voller Pracht.


Magnolienbaum im Bauerngarten
 Im Gewächshaus reifen Tomaten, Gurken, Paprika und Chili heran.

Bauerngarten mit Gewächshaus

Der Garten wird durch Gemeinschaftsarbeit erhalten

zahlreiche Fuchsienstöcke blühen im Gehölzschatten

viele Apfelbäume säumen den Weg



Staudenpflanzung am Wasserlauf 



Das "Fillebänkle" hat im Allgäu Tradition

"Fille":     über dem Erdboden gewöhnlich etwas erhöhter Gang aus Balken oder aus Pflaster entlang der Längsseite des Hauses
"Fillebänkle":    Bank auf diesem Gang (meist auf der Sonnenseite)
           http://www.dein-allgaeu.de/regionen/regionen_woerterbuch_d.html

Aussicht auf die Allgäuer Landschaft



Gras und Krempel in Illertissen 2012

$
0
0

Am sechsten Oktober war es wieder soweit für Gras und Krempel, den
Gräsertag und Gartenflohmarkt in Illertissen - eine jährliche Veranstaltung der Interessengemeinschaft zur Förderung der Gartenkultur e.V. in Zusammenarbeit mit der Gärtnerei Gaissmayer in Illertissen.

Im Eingangsbereich des neuen Museumgebäudes ließ die renommierte Flechtkünstlerin Theresia Asam wunderbares Flechtwerk aus Gräsern entstehen. Ein Highlight auch der große Stand der Buchhandlung Mahr aus Langenau, die sorgfältig und mit gutem Urteilsvermögen ausgewählte Literatur zu verschiedenen Gartenthemen präsentierte. Und natürlich der Stand der Cantina 'LCavis mit Weinen und Secco aus dem Piemont.



Dieses Jahr spielte auch das Wetter mit, trotz herbstlichen-windigen Wetters ist es schon am späten Vormittag recht mild und meistens sonnig. 
Gräser und Krempel gab es in großem Angebot, Essen und Trinken satt, Vorträge über Blumenzwiebeln, Pfingstrosen (deren beste Pflanzzeit erst kommt!) und natürlich Gräser.



                                         

DER KREMPEL


Auf dem Gartenflohmarkt gibt es tausend Schätze aus alten Zeiten, ein richtiger Flohmarkt ohne Neuwaren wie man ihn nur noch selten findet. Die echten Schnäppchenjäger sind schon früh auf den Beinen, schon gegen Mittag verlassen zahlreichte schwer beladene Marktbesucher mit zufriedenen  Mienen das Gelände. Glücklich, wer große Zinkwannen im Team abtransportieren kann oder einen Kinderwagen zum Beladen dabei hat!






Vorgabe der Veranstalter ist, dass die angebotenen Waren einen Bezug zum Garten haben müssen. Das trifft zwar nicht für allen "Krempel" zu, aber an jedem Stand finden sich Dinge aus ländlichen Haushalten, Werkstätten und Ställen, die sich als Dekorationsobjekt für den Garten oder für die praktische Verwendung eignen. Mancher Landwirt würde sich wundern, dass sein "altes Gelump" neue Liebhaber findet...




so ein Flohmarkt kann ziemlich anstrengend sein...vielleicht eine Anregung an die Veranstalter, im nächsten Jahr ein paar Liegen für eine ausgiebige Siesta zur Verfügung zu stellen?


DAS GRAS

Wie gut sich verschiedenen Gräser in herbstlichen Beeten machen, konnten die mehr an den Pflanzen interessierten Besucher bei einem Rundgang durch das Mutterpflanzenquartier der Gärtnerei Gaissmayer oder bei einer der Führungen erleben. Von übermannshohen Miscanthus-Sorten bis zu gerade bis an den Knöchel reichenden Gräsern für den Steingarten findet hier jeder etwas.




 



Link zur Stiftung GartenKultur: http://www.stiftung-gartenkultur.org
Veranstaltungen der Gärtnerei Gaissmayer:
http://www.gaissmayer.de/index/seiten/veranstaltungen_intern.php

Die Gärten von Schloss Trautmannsdorf in Meran

$
0
0
Auch im Spätherbst sind  die Gärten von Schloss Trautmannsdorf einen Besuch wert. Ein Rundgang durch den "schönsten Garten Italiens" (2005) ... ein Beitrag zu einzelnen Pflanzen folgt.






Hinweise zu anderen Dahliengärten gibt es im Dahlienbuch von Ralf Möller: http://dahlienbuch.de/wb/pages/start.php


Der Bergbauerngarten. Dieser traditionelle "Speltenzaun" ist aus gespaltenem Lärchenholz. Die unten abgeflammten "Spelten" werden mit erhitzten ("gerösteten") Fichtenzweigen befestigt. Dem Gemüse im Bauerngarten hätte ein wenig Mistkompost gut getan...










 Auf der Terrasse des Restaurants Schlossgarten


Herbstgenüsse: Kastanienmousse...pures Hüftgold

 Auf dem Weg zum Mattheo Thun´schen Gucker - fast am höchsten Punkt des Gartens



 Der Matteo Thun´sche Gucker




Details zu den Gartenbereichen hier: Die vier Gartenwelten von Schloss Trautmannsdorf

Gräser in der modernen Gartengestaltung

$
0
0

Gräser bringen Leichtigkeit, Eleganz und Transparenz in den Garten. Sie sind leicht zu pflegen, je nach Sorte in jeder Gartensituation von Sonne zu Schatten, im Stein- oder im Wassergarten, im Staudenbeet oder im Topf zu ziehen. Auch die Farben haben mehr zu bieten als nur Grün. Es gibt purpurrote, stahlblaue, eher graue, zweifarbige oder hellgelbe Gräser. Wenn man sie nicht im Spätherbst für die floristische Verwendung schneidet, entfalten viele Gräser im Winter  mit einem morgendlichen Rauhreifkleid eine ganz eigene Schönheit.


"Wer könnte sich der eleganten Leichtigkeit entziehen, mit der eine Rasenschmiele oder ein Tautropfen-Gras im Winde zu tanzen weiß, mit der ein Silberährengras oder ein Bogen-Liebesgras sich dem Betrachter zuwendet? Wer wäre nicht beeindruckt von der farbigen Pracht, mit der sich einige Gräser schmücken?“ 



Vor nicht allzu langer Zeit kannten die meisten Hobbygärtner  „Gras“ nur in Form von Rasen, der schön kurz und gleichmäßig sein soll, und das Wort „ausgrasen“ als Synonym für Jäten deutet auf sein Vorkommen als „Unkraut“ hin. Wer meint, Gräser seien nur eine Plage, die sich im ganzen Garten breit macht, der irrt. Denn es gibt zahlreiche Sorten, die weder wuchern noch sich aussäen – und am richtigen Standort gepflanzt zählen sie zu den langlebigsten Stauden überhaupt. Karl Foerster hat den Wert der Gräser schon früh erkannt
"Wie schön wehen im leichten Wind die Horste des hüfthoch aufwallenden Reihenfedergrases! Wie reizvoll ist das mannshohe blonde Gewoge der Blütenhalme ddes Blaustrahlhafers über seinen dichten hellbalu-grünen Farbenflächen. Welch neuartiger Anblick, selbst an völlig trockenen Plätzen, schenkt und der steile, monumentale Gräserbusch des Riesen-Miscanthus, der angerankt mit blauen und weißen Winden, vor Gewitterwolken aufragt." (aus: Der Einzug der Gräser und Farne in die Gärten, Leipzig/Radebeul 1978)


Dichantelium clandestinum

Gerade im Herbst, wenn die Blumenrabatte langsam verblühen, kann man mit Gräsern Akzente setzen. Das Bogen-Liebesgras Eragrostis trichoides „Bend“ wartet nach der Blütezeit von August bis Oktober, in der es sich mit amethystrosa Blüten schmückt, im Herbst mit einer schönen Bronzefärbung auf. 
Die Purpur-Rutenhirse Panicum virgatum „Shenandoa“ beeindruckt fast ganzjährig mit bordeauxroten Laubspitzen.
Ein wahrer Gartenschatz ist das horstig wachsende Tautropfen-Gras. Mit seinen  feinen, leuchtend grünen Blättern passt es gut zu Bartiris, Skabiosen oder Ziersalbei. Neben seinen leichten silbrig-braunen Blütenwolken verzaubert es durch seinen feinen Honigduft.
Als sich die Idee der Gartengestaltung mit Gräseren vor etwa 20 Jahren verbreitete, hielt man das in der Gartenwelt für eine vorübergehende Modeerscheinung. Gartengestalter wie der berühmte Piet Oudolf und der Engländer Christopher Bradley-Hole mit seinen minimalistischen Gärten haben unter anderen dafür gesorgt, dass das Gegenteil eintraf




Aus der modernen Gartengestaltung sind Gräser nicht mehr wegzudenken

 

Miscanthus sinensis 'Ghana'
 "Filigrane Leichtigkeit 
Außergewöhnliche Gräsergärten entdecken" verheisst der Titel eines neuen Buches von Philippe Perdereau und Didier Willery, erschienen diesen Herbst im Verlag Eugen Ulmer. (168 S., 185 Farbfotos, Flexcover. ISBN 978-3-8001-7772-1. € 29,90)
In dem Band werden zwölf Gräsergärten vorgestellt, die von Stars wie Oudolf bis hin zum privaten Gartenbesitzer gestaltet wurden. Dass mir einer der vorgestellten Gärten nicht gefällt liegt an meiner tiefen Abneigung gegen die Verwendung von mit Steinen gefüllten Gabionen im Garten, aber auch hier machen die Gräser eine gute Figur. 
Ein großartiges Meisterstück der Gartengestaltung ist der von Piet Blankaert geplante private Gräser- Birken- und Heckengarten in Flandern, dem allein 16 traumhaft schöne Seiten des Buches gewidmet sind.
Die Fotografien sind durchgängig von hoher Qualität mit schönen Lichtstimmungen, oft zu unterschiedlichen Jahreszeiten fotografiert. Einen Eindruck von der herausragenden Bildqualität kann man sich bei der "Leseprobe" auf der Seite des Verlags verschaffen. Zusätzlich zu den Gärten ist ein Kapitel originellen Gestaltungsideen mit Gräsern gewidmet, die sich auch in kleinen Privatgärten verwirklichen lassen. So geht es z.B. um Gräser als Rosenbegleiter, bei passender Zusammenstellung durchaus eine gute Kombination, um Gräser als Kübelpflanzen und um den Winteraspekt. Die wichtigsten Gräser und ihre besonderen Ansprüche werden ebenfalls in einem Kapitel in kleinen Porträts vorgestellt. Eine Seite voller Adressen listet nicht nur die Gartengestalter auf, sondern auch öffentlich zugängliche Gärten in Frankreich, zwei in England und einen in den Niederlanden. Unter den Anbietern von Gräsern liegt der Schwerpunkt der ins Deutsche übersetzten Auflage in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Östereich.

Fazit: nicht nur ein Augenschmaus, sondern ein wertvoller Band für Gräserliebhaber, Klein- und Großgärtner bis hin zu professionellen Gartengestaltern. Ein sehr gelungenes Werk und absolut habenswert!



















Link zur Leseprobe: Filigrane Leichtigkeit

Als Ergänzung zum Thema Gräser gefällt mir auch „Gräser und Farne“ (BLV Verlag 2007) von Ulrike Leyhe. Sehr gut sind die  zahlreichen Tabellen mit Sortenbeschreibungen nach Farbtönungen – gelblich bis gelbbunt, Blau-und Grautöne, rot- und Brauntöne, weißbunte Sorten, Gräser mit dekorativem Blüten- oder Fruchtschmuck, andere mit schöner Herbstfärbung. Auch eine Liste für gute Rosenbegleiter sowie Auflistungen der Eignung für besondere Standorte helfen bei der Planung weiter.



Die Fotos entstanden in der Gärtnerei Gaissmayer in Illertissen, wo man im Herbst viele Gräser in voller Pracht bewundern kann. Das Zitat am unter dem ersten Foto dieses Eintrags stammt aus dem Katalog "Gräserzauber" der Gärtnerei.

Gärtnerseelen - Seelengärten

$
0
0
                 
"Ja, im Gärtnern liegt ein Schatz verborgen, das weißt Du und ich und alle, die immer mal wieder erstaunt über sich selbst den Kopf schütteln. Nämlich dann, wenn sie abends vor dem Spiegel stehen und aus völlig verdrecktem Gesicht von selig leuchtenden Augen angestrahlt werden"
Christine Büch, "Gärtnerseelen - Warum Dreck unter den Fingernägeln glücklich macht"
  

       "Gärten sind wie gute, alte Freunde. Sie können trösten, beglücken, versöhnen, begeistern"
        Autor unbekannt

Im Rosengarten Legau im Allgäu 


"Was gibt es Schöneres als frische Erde, locker, krümelig und duftend! Erdig duftend, wie sonst...Erde zum Hineingreifen, Hineinwühlen, am besten uns liebsten mit bloßen Händen. Wenn man solche frische Erde auf der Haut spürt, spürt man Leben. Manchmal sogar ganz drastisch und real in Gestalt eines dunkelrosa Regenwurms"
Peter Würth
(zu den Büchern von Peter Würth: http://peterwuerth.de/Bucher___Books.html)

Es gibt so viele Wege, einen Garten zu nutzen... Selbstversorgergarten, Kinderspielplatz, Rasenfläche mit Grillplatz, Naturgarten, Repräsentationsgarten oder Sammlergarten sind nur einige Gestaltungsmöglichkeiten für Besitzer eines privaten Gartens. Viele wünschen sich  einen möglichst pflegeleichten Garten, in dem sie gemütlich unterm Apfelbaum Kaffee trinken können oder Freunde an Sommerabenden zum Grillen einladen, das Rasenmähen ist ihnen aber bereits eine lästige Pflicht. Dann gibt es Menschen, die das Wühlen in der Erde, das Zupfen und Beobachten, das Pflanzen und Pflegen lieben. Für letztere bedeutet das Gärtnern nicht Arbeit sondern Seelenbalsam, Lebensfreude und kreative Beschäftigung.
Besucht man echte Gartenmenschen und bewundert ihr Werk, so sollte man sich die Bemerkung "aber macht das nicht schrecklich viel Arbeit?" tunlichst sparen. 
Diese Menschen gehen einfach ihrer Lieblingsbeschäftigung nach und fühlen sich durch so einen Kommentar völlig verkannt.
Mit solchen "Gärtnerseelen" hat sich die passionierte Gartengestalterin Christine Büch auf der Suche nach der "Kraft des Gärtnerns" für ihr Buchprojekt getroffen.  Eine Saison lang von März bis November hat sie neun ganz verschiedene Gärten und die dort gärtnernden Menschen in regelmäßigem Turnus besucht.
An Pfingsten lud sie alle Beteiligten zu einem Treffen zu sich nach Hause ein. Als besondere Idee bekam jeder eine "Gillenia trifolata", eine Dreiblattspiere, überreicht. Ohne den Namen zu verraten, bat sie die GärnterInnen, mit dem Topf in der Hand ganz intuitiv einen Platz für das Pflänzchen in ihren Gärten zu suchen. Nicht mit dem Verstand sollten sie entscheiden, sondern sich dafür öffnen, wo es der Pflanze gefallen würde, gleichsam in einen Dialog mit ihr zu treten. Das ist für viele Gärtner wohl eine ungewohnte und äußerst seltsame Herangehensweise...andere kennen das vielleicht weil sie selbst am liebsten so vorgehen.

"Nur lustgesteuert fließen die Kräfte optimal uns bescheren uns innigste Glücksmomente im Eins-sein mit der Schöpfung. Dabei dient das individuelle Streben nach Genuss und Schönheit als zuverlässige Antriebskraft" schreibt die Autorin.

Wer sich von dieser Aussage angesprochen fühlt, der wird den sorgfältig gestalteten Band lieben. Einige recht esoterisch anmutende Bemerkungen der Autorin müssen nicht dem persönlichen Empfinden der LeserInnen entsprechen, passen aber durchaus zum emotionalen, persönlichen Stil des Buches. Die zahlreichen, farblich dezenten Fotos richten den Fokus auf Details, auf glückliche Momente spontaner Entdeckungen und genussvoller Stunden im eigenen Gartenreich. Übersichtsfotos prächtiger Gartenansichten, praktische Tipps und Ideen für die Gartengestaltung sind nicht Thema dieses Buches. Statt dessen spürt man auf jeder Seite des Buches die Zeit, die Sorgfalt und die intensive Verbindung zu dem gewählten Thema - alles Qualitäten, die so mancher Hochglanzband vermissen lässt.

"Ein Gartenjahr ist wie ein Menschenleben. Erhofftes, zartes Erwachen, dann bald kaum zu bändigendes beglückendes Wachstum im Frühling. Im Hochsommer fallen etliche Illusionen; aber es entwickeln sich auch Eliten, ganz Begabte, die sich durchsetzen mit glänzenden Eigenschaften. Bis wir in die Herbstzeit gleiten - zuerst noch voll praller Farbigkeit hin zu spiritueller Harmonie. Auch die Zeit der dankbaren Rückschau liegt im Herbst" schreibt Christiane Büch. Mir spricht sie aus der Seele...

Geschenkempfehlung für liebe Gärtnerinnen:
"Gärtnerseelen: warum Dreck unter den Fingernägeln glücklich macht" von Christiane Büch, Ulmer Verlag Herbst 2012, 24,90 Euro










Blütengärten der Zukunft - Illertisser Forum 2012

$
0
0

Was blüht uns wohl in Zukunft in unseren Gärten, Parks und Anlagen?
Rund um dieses Thema waren sechs hochkarätige Referenten geladen, die am diesjährigen Fachtag der Stiftung Gartenkultur interessante Vorträge in der historischen Schranne in Illertissen hielten.
„Es wird heute viel Geld ausgegeben, um Gärten zu verhindern“ lautete ein Statement von Dieter Gaissmayer, der zur Begrüßung einen Diavortrag zur zunehmenden „Versteinerung“ der Vorgärten zeigte. Die These, dass manche „Gartenbaubetriebe“ heute eher Gartenverhinderungsbetriebe sind, wurde durch das Werbevideo einer solchen Firma eindrücklich belegt. (Bilder zu diesem Thema siehe auch: Metarmorphose derVorgärten
Das Wort übernahm dann Professor Lutz Fischer aus Benkel als Moderator, der punktgenau dafür sorgte dass der Zeitplan eingehalten wurde. 

Ein Blütengarten der Gegenwart: Saatmischung "Gönninger Sommerpracht", hier in der Gärtnerei Gaissmayer im Sommer 2012   Foto: Barbara Ehlert


Erster Vortrag: „Blütengärten der Zukunft“ 
von Axel Heinrich, Hochschule Wädenswil 

Axel Heinrich  Foto: Jonas Beinder


Axel Heinrich berichtete zunächst von der Hochschule Wädenswil, wo Studenten in einer dreiteiligen Ausbildung (Bachelor/ Praktikumszeit/ Masterstudium) hoffentlich zu „visionären BlütengärtnerInnen“ ausgebildet werden. Im „Zentrum urbaner Gartenbau“ ist die Fachstelle Pflanzenverwendung inzwischen in vier Fachstellen untergliedert – Dachbegrünung, Freiraummanagement, Grün und Gesundheit und Pflanzenverwendung (mehr unter:  http://www.lsfm.zhaw.ch/de/science/iunr-urbanergartenbau.html)
Die Forschung in Wädenswil befasst sich unter anderem mit der Zukunft des Stadtgrüns – Themen wie Urban Farming, Soziale Gärten, Vertikale Begrünungen und Urban Forestry sind hoch aktuell. 
Die Planung von nachhaltigen, sich verändernden, dynamischen und dennoch ganzjährig attraktiven Pflanzkonzepten ist ein hohes Ziel für Heinrich, das er in seinem Vortrag erläuterte. Weg von naturfernen Baumreihen und regelmäßigen Hecken hin zum „Landschaftstyp“ unregelmäßiger Hecken mit Schleppe (Gehölzsaum) ist ein Konzept, das Heinrichs auch für städtische Pflanzungen verwirklichen will. Die Grundlagen der Staudenmischpflanzung sollte auch  bei der Verwendung von Gehölzen eingesetzt werden: Die geschickte Kombination von schnell- und langsam wachsenden, dienenden (Pioniergehölze), führenden (Klimaxgehölze)  und begleitenden Gehölzen ist die Aufgabe an Landschaftsplaner. Auch regt er an, Gehölze nicht zu sehr zu „vergärtnern“ und zu „bemuttern“ sondern sie sich ihrem natürlichen Zyklus entwickeln zu lassen. Die Raumbildung gilt es durch die räumliche Staffelung von Baumschicht und Strauchschicht zu erreichen, wobei auch der Aspekt der zeitlichen Dynamik einer Pflanzung eine große Rolle spielt. Weitere Inhalte des Vortrags: „Gartenraum ausschöpfen“ („Das Haus ordnet sich dem Garten unter!“/ diagonale Blicke schaffen/ Pflanzenwahl – schneckenfest und langlebig/ das Aufasten von Bäumen bringt mehr Licht für die Unterpflanzungen), temporäre Blütengärten mit einjährigen Aussaaten als „Lebendmulch“ und Zeigerpflanzen zur besseren Beurteilung des Bodens, Zeitpunkt und Technik des Pflegeschnitts (Balkenmäher oder Heckenschere anstelle von Rasenmäher oder Freischneider). 
Ein wichtiges Thema war auch die  Erstellung von „Ereigniskalendern“ als Werkzeug für bessere Planung und leichteres Erfassen der Planung für den Bauherren. Auf Tabellen werden geordnet nach Gruppen – Leitgehölze, begleitende Gehölze, Stauden, Geophyten, Zwiebeln, Einjährigen usw. unter Berücksichtigung von Schatten und Sonnenflächen Ereignisse wie Austrieb, Blüte, Ernte, Herbstfärbung und Winteraspekt eingetragen.
In der anschließenden Fragerunde erläuterte Axel Heinrich noch, wie er bei der Planung von blühenden Flächen im öffentlichen Grün mit der Bodenanalyse verfährt. „Wenn ich gar nicht weiß was mir blüht, nehme ich Einjährige“, häufig mit Beimischung von Roggen, Weizen und Sonnenblumen. Wegen Unkrautdrucks lässt er häufig zehn Zentimeter Boden abtragen und mit Betonsand auffüllen. Von der Anlieferung von Humus, selbst mit Zertifikat, riet er ausdrücklich ab. Auch bei der Verwendung von Ruderalpflanzen pflanzt er in einer Dichte von acht bis zehn Pflanzen pro Quadratmeter, bei einer weiteren Pflanzung der Stauden bringt er Einjährige als Saatgut oder Kleinballen mit ein.
Link zu Veröffentlichungen von Axel Heinrich in der Porträtdatenbank der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften: Axel Heinrich/Publikationen

Zweiter Vortrag: „Blütengärten der Zukunft Teil II“
von Jonas Reif, verantwortlicher Redakteur der „Gartenpraxis“

Jonas Reif    Foto: Jonas Beinder


         Jonas Reif hat die Rubrik „Blütengärten der Zukunft“ in der Zeitschrift "Gartenpraxis" entwickelt, an die sich der Titel des Fachtags anlehnt. Sein Thema waren „Grüne Modewellen“, die Verbindung bekannter alter Konzepte und Techniken mit neuen Ideen, aktuelle Strömungen und zukünftige Entwicklungen.
       Zur Einstimmung gab es ein unkommentiertes Video – eine langsame Fahrt entlang einer Straße in einer Bungalowsiedlung in Glückstadt bei Hamburg, aufgenommen 2008. Die steife, langweilige Begrünung der Vorgärten ließ in keiner Weise erkennen, dass es in Deutschland eine zunehmende Begeisterung für Gartengestaltung und Gärtnern geben soll.
       Die Einblendung des Spruchs „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ ( wird sowohl Mark Twain, Karl Valentin, Niels Bohr und Winston Churchill zugeschrieben) sorgte dann für allgemeine Heiterkeit.
      Wie sind Prognosen möglich“ lautete die Frage - „man muss in die Vergangenheit schauen und dann die Schnittstellen zu aktuellen Tendenzen suchen“ die Antwort für eine mögliche Vorgehensweise.
       Als Beispiel brachte Jonas Reif die Kombination von PC und Telefon, eine Entwicklung die sich zehn Jahren kaum jemand vorstellen konnte. Derzeitige Trends in der Gartenwelt sind im privaten Bereich der Selbstversorgergarten (Buchtipp „Unser Garten ist Gold wert“) mit einem sich langsam ankündigenden Revival der Gewächshäuser („Freilandanbau ist mit Enttäuschungen verbunden“) und Urban Gardening mit dem hoch aktuellen Thema „City farming“, der Planung von Hochhäusern mit Flächen zur Lebensmittelproduktion.
       „Citytrop und Coppicing – neue Vegetationsbilder für Städte“ war Reifs zweiter Programmpunkt, in dem es um den Einsatz von Gehölzen in gemischten Bepflanzungen geht. Anhand von Beispielen von klassischen englischen Mixed Boarders mit in Form geschnittenen Gehölzen und Pflanzungen von Piet Oudolf wird klar, dass diese Kombination nicht neu ist.
       Die Methode, Gehölze  „auf den Stock“ zu setzen, ist mit „Coppicing“ bezeichnet und kann sowohl in öffentlichen Pflanzungen wie auch in Privatgärten erfolgreich eingesetzt werden, um ein zu hohes Auswachsen der Gehölze zu verhindern.  
       Pflanzen wie die „Ghettopalme“ Ailanthus altissima bringen eine tropisch anmutende Vegetation in staubige Straßen und Hinterhöfe („Citytrop“). Anmerkung: als „Ghettopalme“ wird in der Szenesprache eine Frisur mit steil nach oben gebundenem Zopf bezeichnet. Auch der Perückenstrauch, (Cotinus coggygria) und der Fenchelholzbaum (Sassafras officinalis Nees) mit seinen dreigelappten Blättern und dem schönen gelb- bis purpurfarbenen Herbstlaub passen in die Auswahl interessanter Gehölze, die durch ihre Farben, Blattformen und Texturen die Anlagen bereichern.
Black Box Gardening® war das nächste Sujet, das durch Stichworte wie beobachten...experimentieren...stetiges eingreifen...dennoch wachsen lassen...Versamung zulassen...und andere umschrieben wurde.
Als Beispiel für diese Art der Gartengestaltung nannte Reif einen seiner Lieblingsplätze, Derek Jarman´s Garten auf der Halbinsel Dungeness in Kent. Black Box Gardening strebt keine dauerhaften Bilder an, sondern immer nur Momentaufnahmen in einer andauernden Entwicklung.
Nach der Standortanalyse sucht sich der Gestalter entweder seine bevorzugten für diese Fläche geigneten Pflanzen, oder er verändert den Standort um gewünschte Pflanzen dort anzusiedeln. In der Umsetzung erfolgt eine Initialpflanzung oder/und Aussaat. Der nächste Schritt ist die Gestaltung durch gezielte Pflegemaßnahmen. Im Stadium der Keimung sind dies das Ausjäten oder die Verpflanzung von Sämlingen zur räumlich besseren Verteilung, in der adulten Phase das Entfernen von einzelnen Pflanzen zur Herstellung der gewünschten Proportionen, Farbverhältnissen und der Herausarbeitung von Strukturen, während der Reifephase (Fruktifikation) das Entfernen von Fruchtständen zur Begrenzung der Versamung und schließlich die Verbreitung bestimmter Pflanzen durch das Verteilen von Samenständen. Geeignete Pflanzen für diese Methode sind Verbena bonariensis, Akelei, Wiesenkerbel, Lycnis, Lenzrosen, Alchemilla mollis, Stockrosen, Spornblumen und andere vermehrungsfreudige Blumenarten. Als Abschluss des Vortrags brachte Jonas Reif zum Gedenken an den am 18.11. verstorbenen Garten- und Landschaftsgestalters Peter Gaunitz ein Zitat aus Gaunitz’ Beitrag in der Reihe „Blütengärten der Zukunft“ in der Gartenpraxis 02/12. Abonnenten der "Gartenpraxis" können sich unter diesem Link den ganzen Artikel herunterladen.
„In meinem ‚Blütengarten der Zukunft’ wünsche ich mir mehr ökologisch-dynamische Pflanzungen und Landschaften, in denne Entwicklung zum Konzept gehört, Pflanzen sich von selbst versamen und ausbreiten können, Laub von Insekten angefressen werden darf und Biodiversität Priorität genießt.“

In der anschließenden Diskussion ging es teilweise hoch her – von der Empörung über das ® beim Black Box Gardening®, der neumodische Bezeichnung „Coppycing“ für die altbewährte Technik des „auf den Stock setzen“ und die berechtigte und breit diskutierte Frage nach der Pflege solcher Anlagen engagierten sich die ZuhörerInnen. Um nichts anderes als die Verknüpfung alter Techniken mit neuen Ideen sei es in seinem Vortrag schließlich gegangen, erklärte Jonas Reif,  und zu den neuen Begriffen meinte er, der Name „Computer im Handtaschenformat“ als Bezeichnung für das Handy wäre „auch nicht cool gewesen“ Sehr elegant war auch der Tipp, als beauftragter Gestalter „wir betreuen den Garten“ anzubieten anstatt mit einem „Pflegevertrag“ zu winken.


Dritter Vortrag: Pflanzenverwendung - Pure Romantik oder schlichtes Kalkül
von Mark Krieger, Hamburg

Mark Krieger und Moderator Fischer (rechts) am Rednerpult in der Schranne   Foto: Jonas Beinder

Der in Hamburg arbeitende Gartenarchitekt Mark Krieger begann seinen Vortrag mit dem Appell, man solle „endlich aufhören zu jammern über zu wenig Wissen im Garten“. 
Als Planer müsse man Ehrlichkeit und Transparenz gegenüber dem Bauherrn mitbringen. In humoristischer Weise trug er die Anforderungen an die gewünschte Pflanzung vor: „Es muss schön sein...das ganze Jahr schön sein...darf keine Allergien auslösen...keine Giftpflanzen...darf nichts kosten...darf keine Arbeit machen...“ Allgemeines Lachen zeigte, das diese Leier den Zuhörern bekannt vorkam. 
Mark Krieger entwirft reine Pflanzplanungen. Inspiration holt sich der „gnadenlose Romantikkrieger“ zum Beispiel im Niederwald („das alte Wort für Coppycing“) und an aufgelassenen Flächen, deren Revitalisierung durch Samenflug ihn fasziniert.„Rückbesiedelungsorte“ sind für ihn die pure Romantik, auch wenn es sich „nur“ um langsam ergrünende Fugen im Asphalt handelt.
Wo sind wir, wo gehen wir hin – wollen wir den Kontrast oder gehen wir auf den Standort ein?“ ist der nächste Schritt der Planung.Ob wir nun der puren Romantik der ich verhaftet bin eine Chance einräumen hat mit der Dimension zu tun, in der wir uns befinden“ erläutert er mit einem Verweis auf das Werk „Miniatur und Panorama“ des Landschaftsarchitekten Günther Vogt. Eine große Rolle bei der Planung spiele „auch die Dynamik der Geschwindigkeit mit der wir uns bewegen“. Eine Landschaft die wir schnell mit dem Zug oder dem Auto durchqueren wird völlig anders wahrgenommen als eine, in der die wir uns zu Fuß bewegen. Das Beispiel einer Straße durch einen Lorbeerwald mit Kronenschluss zeigte vom Auto aus erlebbare Romantik. 
Um pures Kalkülging es in der Planung des Küchengartens in Schwerin anlässlich der Bundesgartenschau. 
Erklärte Aufgabe an die Planer ist „Die Leistungsfähigkeit des deutschen Gartenbaus zu zeigen“. Der Entwurf mit Kreisen in verschiedenen Farbtönen – Purpur, Rot, Pink, Gelb, Weiß und an den Rändern der Anlage blau blühende Pflanzen fand den Gefallen der Auftraggeber. Die Kreisform ermöglichte zum einen eine großzügige Wegeführung für die zahlreichen Besucher und zum anderen durch die von allen Seiten gut einsehbare Form die Verwendung vieler verschiedener Pflanzen. Mark Krieger erzählte in sehr unterhaltsamen Plauderton vom psychologisch geschickten Umgang mit den Bauherren – etliche Lachsalven hielten uns Zuhörer wach und bei guter Laune. Fotos und Skizzen wurden als wichtige Tools für die Kommunikation mit dem Auftraggeber gezeigt, ebenso sollte man sich in der Beschreibung des Vorhabens Gedanken um die Wortwahl machen. „Graulaubige Heilkräuter, beruhigender Salbei, anregender Wermut.....lieblich, zart, jedoch konkret“ sind Beispiele für Formulierungen, die Assoziationen und Gefühle wecken. Auf die unweigerliche Frage „Blüht denn da immer was“ mit „Auch wenn wir da mal nur Struktur haben, ist es ansehnlich und Heilkräuter blühen ja per se nicht“ (wie war das mit dem Salbei??) zu antworten ist sicher geschickter als mit „nein aber meistens“ zu antworten. 
Noch ein guter Tipp von Mark Krieger – er versieht Pflanzpläne, die in vielen Exemplaren gedruckt werden, nur mit Nummern und Buchstaben. Die erklärende Pflanzliste macht er getrennt vom Plan, da man so leichter Änderungen von Pflanzenarten und –sorten vornehmen kann, ohne gleich alle Pläne neu drucken zu müssen. Dieses Verfahren ist ja von Farbkatalogen bekannt, wo die Preislisten extra beigelegt werden. Nett auch, wie er auf die Frage nach der Pflege der Anlage eingeht – mit dem Vergleich des Zähneputzens, das man je nach persönlicher Neigung täglich, wöchentlich oder einmal jährlich erledigen könne, dann aber auch mit den Konsequenzen leben müsse, denn man wisse ja, wozu das führt...
Als Planungsbeispieleging Krieger neben der Gartenschau Schwerin auf das neue Hochschulgelände in Dublin, eine „Instant Gardening“ Planung in Bad Essen zur Landesgartenschau und auf  Projekte in Hamburg ein. Diese kann man unter dem Link http://www.pflanzungen.de anschauen und als PDF herunterladen. Zum Abschluss noch etwas „aus dem Nähkästchen“ des wortgewandten Planers: Grünflächen für die Anlage in Dublin unter das Motto „Irish meadows“  und in Hamburg „Deichwiesen“ zu stellen ist sicher eine geschickte Verknüpfung von Romantik und Kalkül. Nicht nur ich hätte Krieger leicht noch ein, zwei Stunden mit Vergnügen zugehört, aber nun gingen wir heiteren Gemütes in die Mittagspause.




Buchtipps: "Miniatur und Panorama" von Günther Vogt kann man unter diesem Link bestellen. 
Interessant ist vielleicht für manche, das Buch von Karl Foerster zum Thema "Blütengärten der Zukunft" zu studieren, das vor 1922 geschrieben und nun neu aufgelegt wurde.

Im folgenden Teil II  geht es um die Vorträge von Andrea Heistinger zum Thema "Essbare Gärten", Sébastian Gordon unter dem Titel "München wächst zusammen" über "Green City e.V. München" und Wolfgang Decrusch zu "Gebietsfremde Pflanzen als Gefahr für die heimische Natur?"

Blütengärten der Zukunft – Illertisser Forum 2012 Teil II

$
0
0


Nach der Mittagspause ging das Programm zunächst mit dem Auftritt des wunderbar "schwäbelnden" Zauberers Herr Haber weiter. Mit seinen gezielten „Irreführungen“ konnte er uns in den Bann ziehen. Er verabschiedete sich unter großem Beifall mit der Überreichung einer geschickt aus Luftballons geformten Blume an seine aus dem Publikum rekrutierte Assistentin. „Bühne frei“ für die einzige Referentin des Tages:


Vierter Vortrag: „Neun Thesen zur Zukunft der Gartenkultur“
von Andrea Heistinger, Schiltern

Andrea Heistinger   Foto: Jonas Beinder


Andrea Heistinger ist seit 2000 Lehrbeauftragte an der Universität für Bodenkultur für das Fach „Frauen in der bäuerlichen Garten- und Landwirtschaft“ und unterrichtet seit 2005 das Fach „Naturkunde“ in der Meisterklasse für Floristik von Franz Josef-Wein in Schiltern und Zwettl in Niederösterreich. 
Die „Freie Agrarwissenschaftlerin und Gärtnerin“ beschreibt die Motivation hinter ihrer Arbeit auf ihrer Homepage (http://www.kulturpflanzenkonzepte.at) wie folgt: 
„Kulturpflanzen und die Geschichten ihres In-Kultur-Nehmens faszinieren mich. Diese aufzuspüren, sichtbar zu machen und andere Menschen zu ermutigen, Pflanzen zu kultivieren, ist das Ziel meiner Arbeit. Anders gesagt: Ich suche das Besondere, das Eigensinnige und Widerspenstige, das Improvisierende und Kreative, das Nützliche und das Schöne des Kultivierens von Pflanzen und bestärke es mit meiner Arbeit.“

Ihre erste These lautete:
„Die Zukunft gehört den Nutzgärten“ , die folgende 
„Das ist kein Kennzeichen der ‚Krise’ sondern ein Stück Normalisierung“
Noch nie in der Geschichte der Menschheit gab es prozentual gesehen so wenig Menschen, die sich mit dem Anbau und der Produktion von Nahrungsmitteln beschäftigen. 
„Es geht um nutzbare und produktive Privatgärten genauso wie um öffentliche Flächen“ ging es weiter. 
Zu diesem Punkt folgte eine interessante Ausführung zu der Tradition der „Pflanzsteigen“, wie sie in dem Dorf Schiltern noch zu finden sind. Nach dem deutschen Rechtswörterbuch handelt es sich bei einer Pflanzsteige um einen bis zur Ernte ausgegebenen Teil des Gemeindelandes, auf denen Bürger der Gemeinde Obst oder Gemüse anbauen dürfen. In einer alten Schrift, den Niederösterreichischen Weisthümern (Wien 1896) fand Andrea Heistinger Hinweise zur Nutzung der Pflanzsteige im 16.Jahrhundert: „wo über kurz oder lang unsrer burger ainer auf der gemain ain pflanzsteig aufmacht, als lang er dieselben hat mag er ir wohl genießen doch niet verkaufen; leut si aber ain jar eed, mag di ain ander nachber wol einziehen und befriden.“ Die Nutzung der Steig war also auch mit der Verpflichtung zur Pflege verbunden, wurde sie nur ein Jahr lang nicht bebaut, konnte ein anderer das Nutzungsrecht übernehmen. Die ja flächenmäßig recht kleinen Pflanzsteigen dienten nicht zur Versorgung mit Gemüse über das ganze Jahr hinweg, sondern zu Aufzucht von Jungpflanzen, die dann auf den Äckern ausgepflanzt wurden. Die Pflanzsteigen in Schiltern sind allerdings schon lange in zu einzelnen Häusern gehörender Privatbesitz. Auf dem 5.622 Quadratmeter umfassenden Gelände sind 130 Parzellen von 14 bis 144 Quadratmeter Größe verzeichnet – viele werden von ihren Besitzern allerdings nicht mehr genutzt und liegen brach.
„Es braucht eine stärkere Verschränkung von HobbygärtnerInnen und professionellen Garten- und Landschaftsbauern“ hieß die vierte These.
Gerade bei den Amateuren sei ein riesiges Innovationspotential vorhanden, fuhr Andrea Heistinger fort und berichtigte von Amateuren, die sich in kurzer Zeit von blutigen Anfängern zu Chilispezialisten oder begnadeten Balkongärtnern entwickelten. Die Balkongärtner produzieren ihren Dünger und neue Erde meist selbst mit Hilfe einer „Regenwurmkiste“. 
Mark Ridsdill Smithliefert in seinem Blog Vertical Veg beeindruckende Beispiele, was für Ernten auf einem kleinen Balkon in London möglich sind. Eindrücklich auch die Findigkeit eines Gärtners, der trotz wenig Platz eine hohe Kiwi Ernte erzielt: Er setzte auf seine weibliche Pflanze eine männliche auf.
 „Damit Gärten nutzbar und produktiv sein können müssen Architekten ihr Handwerkzeug erweitern oder verstärkt mit Landschaftsarchitekten und Gärtnern zusammen arbeiten“. 
 Eine neue Aufgabe für Architekten sieht Heistinger darin, gärtnerisch nutzbare Freiflächen, Gärten, Balkone, Terrassen und Dächer zu planen. Dazu gehören Rankgerüste (z.B. Gitterroste als Balkongeländer), Wasseranschlüsse, Möglichkeiten zur Abdeckung, Licht und nicht zuletzt Überwinterungsmöglichkeiten für Pflanzen in Form geeigneter Lagerräume. Warum sollte nur der überdachte Stellplatz für das Auto eine Selbstverständlichkeit sein?
„Gärten sind kein Luxus sondern leistbarer Wohnraum und elementarer sozialer Begegnungsraum“ - vom privaten Gartenwohnzimmer bis zur Begegnungsstätte im Freien. 
„Gärten haben ein sehr großes Integrations- und Innovationspotential“– Beispiele dafür sind die „Internationalen Gärten“ und Projekte wie die von Gemeinschaften unterstützten Höfe und Gärtnereien (CSA, Community supportet Agriculture), ein System das die anthroposophische Bewegung in Deutschland schon seit Jahrzehnten praktiziert. Als Beispiel wurde unter anderen die Spitalfields City Farm in London und der „Coriander Club“ genannt.
 „Der Beruf des Gärtners braucht eine Aufwertung“– fangen wir selbst am besten gleich damit an. Ein dringender Appell an und für einen wichtigen Berufsstand! 
Gute Pflanzenkenntnisse aber auch die Fähigkeit, dieses Wissen nach außen zu tragen, sind unabdingbar dafür, dass der Beruf des Gärtners nicht nur von den Gärtnern selbst sondern auch von der Gesellschaft wieder als wichtig erachtet wird und nicht zuletzt auch besser entlohnt wird. 


Fünfter Vortrag: München wächst zusammen
von Sébastien Godon, München 

Sébastien Godon  Foto: Jonas Beinder


Sébastien Godon ist seit den Anfangzeiten im Jahr 2008 Mitglied der „inoffiziellen“ Guerilla Gardening Gruppe in München. Inzwischen wurden aus den „Guerilla Gärtnerinnen und Gärtnern“ die „GärtnerInnen von Green City“. Ich zitiere aus dem Programm des Illertisser Forums:
„Von informellen Guerilla Gardening-Aktionen über wandernde Bäume bis zu offiziellen Grünpatenschaften in Kooperation mit der Landeshauptstadt München: die Projekte der Umweltorganisation Green City e.V. begeistern und fördern das Engagement für mehr Grün in der Stadt. Zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern gestaltet der Verein Münchner Straßen grüner, freundlicher und lebenswerter.“
Godon berichtet aus den Anfangszeiten und der Lernphase, die Beteiligten  hätten bei Aktionen mit „Moosgraffiti und Samenbomben viel Spaß aber zweifelhafte Ergebnisse“ gehabt. Der soziale Aspekt stand deutlich im Vordergrund; anfangs habe sich niemand Gedanken um die Auswahl der richtigen Pflanzen oder die Pflege gemacht. „Es gab viele Leute, die tagsüber arbeiteten, aber abends mal was richtig Schräges machen wollten“ erzählte er. Später entdeckte man, dass man mit dem Einsatz von Blumenzwiebeln mit wenig Aufwand eine große Wirkung erzielen kann. 
Auf der Seite von Green City kann man sich über die Arbeit und die „Grünpaten-Aktionen“ informieren. Anwohner übernehmen die Pflege der von und mit den GärnterInnen von Green City neu gestalteten Grünflächen vor ihrer Haustüre. Ein Pate für jede Fläche schließt mit der Stadt München einen Vertrag über die Pflege der Fläche ab. Diese ist bei den trockenen und schattigen Böden in der Innenstadt durchaus eine Herausforderung. Wird die Pflege eingestellt, so verpflichtet sich der Pate dazu, die Fläche wieder in den ursprünglichen Zustand zurück zu versetzten. Ist die Ausgangslage der Fläche schlecht, so gibt es für die Pflanzen einen Zuschuss von der Stadt. Auch vom Sozialreferat gibt es Unterstützung für die Arbeit des Vereins. Wie schon von Andrea Heistinger im vorangehenden Vortrag angesprochen ist das Potential des gemeinsamen urbanen Gärtnerns enorm. Besonders der soziale Aspekt der Arbeit ist hervorzuheben – Nachbarn kommen ins Gespräch, Gruppen pflegen zusammen die Beete, Netzwerke entstehen.
Zusätzlich zum Grünpaten- Projekt gibt es inzwischen auch „Grünpaten Kids“ Mit Aktionen wie Workshops, Rallys und Quiz zur Umweltbildung werden Kinder für das urbane Gärtnern begeistert. Ähnliche Konzepte gibt es auch in Großstädten wie Berlin, Hamburg und Wien, allerdings bisher noch keine vergleichbare Organisation.
In der anschließenden Diskussion wurde ein Gegenbeispiel gebracht: in einer weniger verdichteten Siedlung mit Vorgärten wurde den Bewohnern und Besitzern von der Baugenossenschaft mit einem Vertrag vorgeschrieben, wie sie ihre Vorgärten zu bepflanzen hätten um ein einheitliches Bild zu erzielen. Durch einen Vertragsfehler wurde die Bindung nichtig, und fortan machten die Gartenbesitzer „jeder seins“ ohne sich um die Einheitlichkeit zu scheren. Angebracht war diese Geschichte als Beispiel dafür, dass die Gemeinschaftsidee in aufgelockerten Gebieten nicht funktioniert. Nur sind die Voraussetzungen hier gänzlich konträr: während im einen Beispiel Bürger ohne Garten die Möglichkeit erhalten, ein Stückchen Land relativ frei zu gestalten, sollten im anderen Bürger dazu gezwungen werden, den erworbenen Grund im Sinne einer aufgezwungenen Einförmigkeit zu gestalten - was deutlich gegen das menschliche Bedürfnis nach individueller Gestaltung steht.


Sechster Vortrag: „Biologische Invasionen – eine kritische Betrachtung gebietsfremder Organismen“ 
von Wolfgang Decrusch, Hüttisheim

Wolfgang Decrusch  Foto: Jonas Beinder


„Seit der Mensch die Erde bevölkert, führt er auf seinen Wanderungen die ihm bekannten Nutzpflanzen mit sich. In der Neuzeit sind dies vermehrt Arten zur Zierde unserer Gärten. Allein bei den Gehölzen werden über 3.000 nichteinheimische Arten in deutschen Gärten kultiviert, demgegenüber steht ein Vorkommen von etwa 200 heimischen Gehölzarten in Deutschland. Einige dieser neuen Arten konnten sich als sogenannte Neophyten erfolgreich in die heimische Vegetation einfügen und diese verändern, teilweise stellen sie eine offensichtliche Bedrohung für Natur und Mensch dar.“ (Zitat aus dem Programmheft)

Der Diplom Botaniker Wolfgang Decrusch (Homepage: Faszination Botanik.de ) ging zunächst auf die Begriffserklärung ein: 
Indigene Organismen sind  alle nach der letzten Eiszeit ohne Einfluss des Menschen eingewanderten Organismen. Diese kann man als „einheimisch“ bezeichnen. 
Antropochoren sind von Menschen eingeführte Organismen. 
Altadventive Organismen oder Archäobiotikasind Organismen die bis 1492 (also vor der Entdeckung Amerikas durch die Europäer) eingeführt wurden. 
„Archäophyten“ sind die Archäobiotika aus dem Pflanzenreich. 
Viele davon stammen aus dem Orient und wurden durch die Römer über die Alpen gebracht. Dazu zählen Getreide wie Dinkel, echte Hirse, Gerste, Weizen sowie viele fruchttragende Bäume wie Hauspflaume, Pfirsich, Aprikose, Feige, Maulbeere und die veredelte Esskastanie. Heimische Wildfrüchte hingegen sind die zum Beispiel die Schlehe und der Holzapfel. Viele Kulturpflanzen aus dieser Zeit sind inzwischen bei uns verwildert, wie der Färber-Waid (Isatis tinctoria) und die Färber-Resede (Reseda luteola), aus den Klostergärten zum Beispiel der Herzgespann und das hoch giftige schwarze Bilsenkraut. 
Auch unter den Archäophyten gibt es viele unfreiwillig eingeführte „Saatgutbegleiter“, darunter Adonisröschen, Kornblume, Kornrade, purpurrote Taubnessel, Ackerstiefmütterchen und die Strahlensame (Orlaya grandiflora). 
Neophyten sind die ab 1492 eingeführten (Neuadventiven) pflanzlichen Organismen. Neben den absichtlich importierten kamen zahlreiche unabsichtliche Einwanderer als Saatgutbegleiter, im Ballastwasser, an Schiffsrümpfen und als „wolladditive Pflanzen“ in der eingeführten Rohwolle.
Im 16. Jahrhundert kamen Blumenzwiebeln wie die Kaiserkrone, Tulpen und Hyazinthen zu uns, die Thuja wurde 1536 eingeführt, 1539 folgen Riesenkürbis, Mais und Bohnen. Im 19. Jahrhundert kamen über 1000 neue Gehölze aus Ostasien dazu. 
Nur manche der Arten, die als Zierpflanze importiert wurden, sorgen heute für Ärger. Ein Paradebeispiel ist das Indische Springkraut, das erst 1839 eingeführt wurde und sich in den Wäldern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts flächendeckend ausbreitete. Eine Pflanze produziert bis 2500 Samen innerhalb von drei Monaten, welche durch ihre lange Keimfähigkeit im Boden auf Windbruch oder andere Kahlschläge warten. Entgegen seinem schlechten Ruf dient das indische Springkraut vielen Wildbienen und Hummeln als Nahrung. Eine wirkliche Gefahr gehe vom Springkraut nicht aus, führte Decrusch aus, aber Neuansiedlungen sollte man unterlassen. Übrigens sei auch das oft als heimisch deklarierte kleinblütige Springkraut erst 1824 in Genf ausgepflanzt worden. Schon 1837 „entfloh“ es aus den botanischen Gärten in Genf und Dresden, seitdem vermehrt es sich mitsamt der auf diese Pflanze spezialisierten, mit ihm zusammen importierten Blattläusen in den Wäldern. 
Die 1829 als Zierpflanze eingeführte Staudenlupine (Lupinus polyphyllus) empfinden wir im Gegensatz zum Springkraut meist auch in Wildbeständen als Bereicherung. Allerdings ist sie in der Rhön zum Problem geworden: die stickstoffsammelnde Pflanze verändert den Boden und verdrängt so schutzwürdige Arten in nährstoffarmen Wiesengesellschaften. Wenig problematisch zeigt sich der Topinambur, der aber im Wasserrandbereich wegen der Ausgrabungen durch Wildschweine zu Erosionen führen kann. Die kanadische Goldrute wurde 1645 als Bienenweide eingeführt und hat sich über Rhizome und die immense Samenproduktion (bis zu 20.700 Samen pro Pflanze) flächig ausgebreitet. Die bestehenden Dominanzbestände seien unmöglich einzudämmen, schlecht seien sie allerdings nur in Biotopen, ansonsten nach wie vor eine gute Bienenweide erklärte Decrusch zur Goldrute. 
Anhand von vergleichenden Verbreitungskarten machte er immer wieder die teils verblüffende bis erschreckende Vermehrungsrate mancher Pflanzen deutlich. Das schmalblättrige Greiskraut etwa kam erst 1978, inzwischen zeichnet es flächendeckend die deutsche Straßenkarte nach. Die echten Problempflanzen sind natürlich die gefährlichen – der phototoxische Riesen-Bärenklau bzw. Herkulesstaude und zunehmend auch die hohe Ambrosie, Ambrosia artemisifolia. Eine Herkulesstaude produziert bis zu 30.000 Nachkommen, die Pflanze stirbt nach der Blüte ab. Die Samen sind schwimmfähig und bis zu 15 Jahre lang keimfähig. Die Ambrosie wurde mit Vogelfutter verbreitet, ihre männlichen Blüten sind hoch allergen. Weitere Informationen zum Umgang mit Ambrosia: gesundheit.bayern.de
Viele der verwildernden Pflanzen verbreiten sich nach wie vor durch die Unsitte, Gartenabfälle samt Staudenschnitt irgendwo am Waldrand zu „entsorgen“. 
In der anschließenden Diskussion fragte eine Landschaftsplanerin im Zusammenhang mit einem Auftrag, für den sie nur heimische Pflanzen einsetzen soll, „Was sind einheimische Pflanzen?“ „Für mich persönlich würde ich sagen, es gibt keine mehr“ entgegnete Decrusch und empfahl, sich an das zuständige Landratsamt zu wenden und die dort aufliegen Pflanzenlisten anzufordern. Ein weiteres Thema war die Verwendung autochtoner Sorten, eine Anforderung die im bayerischen Naturschutzgesetz aufgenommen ist. Leider würde dieser Forderung wegen der höheren Kosten für Pflanzen inzwischen immer weniger nachgekommen. Nach Erkenntnissen des  unvergessenen Karl Partsch seien die autochtonen Sorten jedoch deutlich vitaler, ein Verwässern der Population mache das gesamte System instabil. Als Beispiel wurden das durch einen Pilz verursachte Eschensterben und das Ulmensterben gebracht – alle gepflanzten Ulmen seien Klone mit dem gleichen Ursprung und somit hoch anfällig gewesen. Langfristig gesehen kommt das Pflanzen „günstiger“ Gehölze also doch wieder wesentlich teurer. Autochtone Gehölze aus Bayern kann man bei der Baumschule Wöhrle beziehen, deren Katalog auslag. Eine Anregung aus dem Publikum zum Thema „Blütengärten“: In keinem der Vorträge seien die Kleingärten erwähnt worden, man wünsche sich die Entwicklung der Schrebergärten als ein zukünftiges Thema.

Buchtipps: Andrea Heistingers "Handbuch Samengärtnerei" gehört für mich seit Jahren zu den Top Ten meiner Gartenbibliothek. Einige ihrer anderen Werke habe ich am  Büchertisch angesehen und finde sie auch sehr empfehlenswert. Das Buch "Biologische Invasionen" von Ingo Kowarik wurde von Wolfgang Decrusch als Standartwerk empfohlen.






Gartenfreuden im Winter

$
0
0



Ein Garten kann  im Winter im Wechsel von Schneedecke und Tauwetter und der Abwesenheit von lebendigem Grün einen trostlosen und kahlen Eindruck machen - er kann aber auch interessant und romantisch wirken. Denn gerade im Winter treten die Strukturen der Gartenanlage klar hervor und die Wuchsformen der Pflanzen werden sichtbar.
Gegen den Gärtnerfrust im endlos erscheinenden Winter kann man sich einen schönen „Wintergarten“ planen.
Wenn man nicht den ganzen Garten so umgestalten möchte oder kann, dass er auch im Winter schön anzusehen ist, dann sollte man einfach mit einem Fleck anfangen. Ob man nun aus der Terrassentür, vom Lesesessel oder vom Frühstücksplatz aus am liebsten in den Garten schaut – genau dort sollte man einen Platz gestalten der auch in den Wintermonaten einen schönen Anblick bietet und das Gärtnerherz mit der kalten Zeit versöhnt. Auch der Vorgarten, durch den man jeden Tag ein und aus geht, bietet sich dafür an.
Für die Grundstruktur der Planung werden Bäume, Büsche und immergrüne Koniferen eingesetzt.

Traumhaft schön wirken Sträucher wie Korkenzieherweiden und Korkenzieherhasel mit ihren bizarren Zweigen. Einen schönen Kontrast vor einem dunklen Hintergrund wie einer Thuja- oder Hainbuchenhecke bildet die weiße Rinde der Himalaya-Birke (Betula utilis var. Jacquemontii). Die verschneiten Knospen von Rhododendren wecken schon die Aussicht auf eine reiche Blüte im kommenden Jahr. Farbe bringt der Hartriegel ins Spiel – am stärksten leuchten die Sorten mit roter Rinde (z.B. Cornus alba „Sibirica“), aber auch Sorten mit gelbgrüner, orangegelber oder schwarzvioletter Rinde haben nun ihren großen Auftritt. Die Triebe des Ranunkelstrauches behalten ihr Grün, auch Bambus bietet mit leuchtend gelben Halmen einen schönen Anblick.


Früchte und Beeren – da stellt sich die Frage, ob man für die Vogelwelt oder für einen möglichst lang haltenden Beerenschmuck pflanzen möchte.


Ein guter Kompromiss wäre, die Vogelgehölze in den hinteren Teil des Gartens zu setzen und die Schmuckpflanzen in der Nähe des Hauses.
Die aus Nordamerika stammende Rosa virginiana behält ihre Hagebutten im Winter, da sie von den Vögeln verschmäht werden. Zieräpfel sind so hart, dass sie von den Vögeln erst nach längerem Frost geholt werden, auch die leuchtend roten Beeren des Cotoneaster (Zwergmispel) schmücken den Strauch noch lange. Während die Vögel die roten und orangefarbenen Früchte der Vogelbeere schnell abgeerntet haben, lassen sie die gelben Sorten meistens hängen – eine gute Wahl ist zum Beispiel  die kleinwüchsige Sorbus „Joseph Rock“ mit bernsteingelben Beeren.




Immergrüne wie Buchs, Efeu und Koniferen halten im ganzen Winter den Garten grün.
Für einen warmen Farbton sorgt der golden panaschierte Spindelstrauch Euronamus fortunei „Emerald´s Gold“ , aufhellend wirken die weiß panaschierten Blätter der Sorte „Emerald Gaiety“.
Die klassischen immergrünen Koniferen können im Übermaß gepflanzt schnell langweilig und deprimierend wirken – eine Gruppe wohlmeinend ausgepflanzter Weihnachtbäume etwa kann schon nach wenigen Jahren das Maß der Gartenproportionen sprengen.
Gut ausgesucht und gezielt eingesetzt dagegen halten Koniferen im Winter die Struktur des Gartens zusammen. 

Sehr wertvoll als strukturelles Gartenelement ist zum Beispiel die langsam wachsende Säuleneibe (Taxus baccata „Fastiegata robusta“). Gerade in Verbindung mit Schnee bieten niedrige bodendeckende Koniferen ein schönes Bild. Bronzegoldene Belaubung das ganze Jahr über bietet der Wacholder „Old Gold“ (Juniperus x pfizeriana), der sich etwa einen Meter über dem Boden ausbreitet und sich besonders gut als Vorgartenpflanze macht.
Eine mäßig hohe, gut gepflegte Thujahecke fasst den Garten auch im Winter grün ein. Wird sie allerdings übermannshoch, steht zum Beispiel im Vorgarten sehr dicht am Haus und fällt dann durch schlechten Schnitt auch noch unter der Schneelast von oben auseinander, kann sie leicht bedrückend und düster wirken. Nicht so dicht und dadurch weniger beengend ist auch bei großer Höhe eine Hainbuchenhecke, die einen Teil des Laubes im Winter behält und dadurch ebenso Sicht- und Windschutz bietet.
Ältere Efeupflanzen, die ganze Hauswände über mehrere Stockwerke „bekleiden“ können, wirken mit ihren wintergrünen Blättern wunderbar an Mauern an der Nordseite oder an von unten verkahlenden alten Bäumen.  Sie bieten den Vögeln ein gutes Versteck, im Sommer einen Nistplatz und im Winter Nahrung in Form ihrer schwarzen Beeren. In manchen Wintern friert Efeu stark zurück, treibt aber meist aus dem Wurzelbereich neu aus. 



In Zeiten mit wenig Schnee sind auch manche Stauden im Winter eine schöne Bereicherung der Gartenszenerie.
Einige wintergrüne Arten behalten auch im Winter ihre Blätter, was gerade an den grauen Wintertagen ohne geschlossene Schneedecke eine schöne Wirkung hat.
Die ledrigen Blätter der neuen Bergeniensorten verfärben sich im Winter in mahagoni- , burgunder- und weinroten Tönen, wenn sie der vollen Sonne ausgesetzt sind. Sie brauchen einen gut dränierten, nicht zu nährstoffreichen Boden. Sind die Pflanzen zu gut gedüngt, fallen die Blätter nach dem ersten Frost in sich zusammen. Empfehlenswert sind zum Beispiel die Sorten „Bressingham Ruby“ (wird im Winter dunkel Mahagonibraun mit leuchtend burgunderroter Rückseite), „Eric Smith“ (burgunderrotes Laub), „Wintermärchen“ (rötlich purpurfarbene Blätter mit leuchtend scharlachroter Rückseite).
Sehr winterhart und empfehlenswert sind auch die inzwischen beliebten und in immer mehr Sorten angebotenen Purpurglöckchen oder Heuchera. Einige der alten Sorten bieten im Winter  einen Anblick des Jammers, so etwa die verbreitete „Palace Purple“. Viele gerade der neuen Züchtungen bieten aber auch bei Kahlfrösten einen schönen Anblick: zum Beispiel „Caramel“ mit ihrer außergewöhnlichen orange-caramelfarben Blattfärbung mit roter Unterseite, „Plum Pudding“ mit schimmerndem pflaumenfarbiges Laub mit silbriger Aufhellung und attraktiver Blattzeichnung, „Venus“ mit bläulich-grüner Blattfarbe und dunkler Blattzeichnung, sehr schön auch „Frosted Violet“ mit ihren rosavioletten, deutlich gelappten Blättern. Wichtig für diese Pflanzen ist ein durchlässiger Boden, der im Winter nicht vernässt – im Zweifel sollte der Boden mit Sand oder Blähton aufbereitet werden. Heuchera ist auch eine verlässliche Grabbepflanzung für sonnige und halbschattige Plätze.



Von Raureif und Schnee bedeckte Gräser und Samenstände von Stauden bieten einen romantischen Anblick– Fettehenne, Silberblatt und Rispenhortensien können auch im Schnee bezaubern. Das klebrige Brandkraut, Phlomis russeliana bietet mit seinen etagenförmig angeordneten Samenständen nicht nur ein interessantes Bild, sondern auch Nahrung für verschiedene Vogelarten. Interessante Samenstände bilden auch Montbretien, Königskerzen, Schafgarben, Echinacea, Blutweiderich und verschiedene Zierdistelarten. Sehr schön und wertvoll für Vögel ist auch der Samenstand der wilden Karde, die sich allerdings stark versamt und deren Abkömmlinge im Frühjahr zeitig gejätet werden sollten.



Neben den Pflanzen gibt es noch mobile dekorative Elemente
Zusätzlich zum dem praktischen Nutzen wirken akkurat geschichtete Holzstapel mit einer Schneedecke sehr malerisch. Schlichte hölzerne Gartenmöbel, schöne Staudenhalter, geflochtene Weidenskulpturen, Gartenleuchten, Windspiele und Vogelhäuser tragen zu einem lebendigen Gartenbild bei. Getrocknete Sonnenblumen lassen sich mit etwas Phantasie und floristischem Geschick zu interessanten Vogelfutterstellen verwandeln…und wenn es draußen so schön ist, dann kann die Wintersonne auch mal zu einer Kaffeerunde auf der Terrasse verleiten…




Buchtipp:
Eine Fülle von Anregungen mit fundiertem botanischen Wissen für die Gartengestaltung mit winterschönen Pflanzen gibt das Buch „Der winterliche Garten“ von Jane Sterndale-Bennett, erschienen bei Edition Delius. Man muss allerdings berücksichtigen, dass die Beschreibungen für das mildere englische Klima gelten – was in dem Buch als „Winterblüher“ bezeichnet wird, sind in unserem Klima (frühe) Frühlingsblüher.  Nicht alle aufgelisteten Pflanzen sind bei uns winterhart - in guten regionalen Gärtnereien wird man diese auch nur mit Hinweis auf nötigen Winterschutz anbieten.  

Gertrude Jekyll

$
0
0

"Wenn etwas wert ist getan zu werden, ist es wert, gut getan zu werden"
Über Gertrude Jekyll wird gesagt, sie habe England mehr verändert als jeder andere außer Gott selbst und vielleicht der berühmte Gartenarchitekt Capability Brown. Diesen Ruf erreichte sie nicht nur mit ihren Gartenentwürfen - sie plante über 400 Gärten - sondern auch durch ihre literarische Arbeit. 1881 schrieb sie den ersten von über 1000 Artikeln über Gartengestaltung und Pflanzenanwendung, viele Jahre arbeitete sie für die Zeitschrift "The Garden", zusätzlich schrieb sie 13 Bücher.
Geboren wurde die große Lady der Gartenwelt 1843 in London. Als sie fünf Jahre alt war zog ihre Familie nach Brambley, im Alter von siebzehn Jahren ging sie 1861 nach London zurück und besuchte die "School of Art" in Kensington, wo sie Kunst und Design studierte. Die begabte junge Frau liebte vor allem die Malerei, befasste sich aber auch mit verschiedenen kunsthandwerlichen Techniken wie der Holzschnitzerei, Stickerei, der Kunst des Silberschmiedens und der Fotografie.
Zu Jekylls Zeit wurden Blumenbeete als "Teppichbeete" angelegt - einjährige Blütenpflanzen wurden nach Art der französischen formalen Gärten wie in Tapisserien mehr oder weniger kunstvoll in sorgfältig arrangierten Mustern gepflanzt. Gertrude Jekyll hingegen plante und pflanzte Stauden in harmonischen Farbtönen als natürlich wirkende Zusammenstellung.

Strode House, Barrington Court from the Garden - geograph.org.uk,Neil Kennedy [CC-BY-SA-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons


"The love of gardening is a seed that once sown never dies, but always grows and grows to an enduring and ever-increasing source of happiness." (Gertrude Jekyll, - Wood and Garden: Notes and Thoughts, Practical and Critical, of a Working Amateur, Longmans, Green and Co., London, 1899. S. 2 Internet Archive
Zurück in Surrey legte Gertrude Jekyll den Garten des elterlichen Anwesens Munstead House an, 1883 erwarb sie gleich in der Nähe ein Stück Land - Munstead Wood, wo sie einen Garten von legendärer Schönheit schuf.
Die englische Gartenszene der Zeit war bestimmt von der Auseinandersetzung zwischen William Robinson, ein geradezu fanatischer Anhänger von natürlichen Gärten mit Wildpflanzen und Stauden und Reginald Blomfield, einem Verfechter der formalen Gärten. Ihre Auseinandersetzung führten sie mit gegenseitigen Sticheleien in ihren Büchern. 1892 erschien Blomfields "The Formal Garden in England", 1893 "The English Flower Garden" von Robinson, ein halbes Jahr später konterte er mit  "Garden Design and Architct´s Garden" Blomfields Werk, der wiederum drei Monate später in einer Neuauflage seines Werks Robinsons Thesen lächerlich machte.
"Gertude Jekylls wertvollster Beitrag zur Gartengestaltung besteht darin, dass sie diese Spaltung von planerischem und gärtnerischem Wirken ganz entschieden als verrückten Blödsinn enttarnte. Sie machte deutlich, dass Gartengestaltung nicht Suche nach einem theoretischen Stil, losgelöst von prosaischen Tätigkeiten wie Umgraben, Anstäben und Ausbrechen welker Blüten sein kann, sondern Schönheit und Harmonie bedeutet, die es mit aller nur verfügbaren Kraft, Geduld und Geschicklichkeit anzustreben gilt. In einer Epoche verbaler Gefechte verstand sie sich auf jene Zweisprachigkeit, die sowohl dem Künstlerischen als auch dem Gärtnerischen gerecht wurde" schreibt Richard Bisgrove in seinem Werk "Die Gärten der Gertrude Jekyll"(siehe Buchempfehlung).
1889 begegnete Gertude Jekyll dem jungen Architekten Edwin Lutyens, der ihr Haus in Munstead Wood entwarf und perfekt in den schon bestehenden Garten integrierte. Die Gartenplanerin, die sich selbst bescheiden "Gärtnerin" nannte und der Architekt wurden enge Freunde und ein geniales Arbeitsteam. Ein Meisterwerk schufen sie zusammen mit "The Deanery" in Berkhsire. Der Auftraggeber Edward Hudson, Verleger von "Country Life" veröffentliche das Werk und zeigte seiner Leserschaft die gelungene Einheit von Haus und Garten.
Ich zitiere nochmals Richard Bisgrove: "The Deanery ist ein Meisterwerk vornehmer Zurückhaltung. Sanfte Niveau-Unterschiede gliedern die einzelnen Bereiche, die durch kompakte Eibengruppen, Pergolapfeiler und mit halbrunden Ziegeln gedecktes durchbrochenes Mauerwerk von einander getrennt sind. Die baulichen Elemente sind bis ins Detail ausgefeilt, werden aber durch Gertrude Jekylls einfühlsame Bepflanzung noch abgerundet. Stets wusste sie die Pflanzen so einzusetzen, dass sie die Wirkung des Gartens steigerten, niemals aber erdrückten. Christopher Hussey schrieb in seiner Biographie über Lutyens, mit diesem Garten sei der ideologische Kampf beigelegt worden, den die beiden Protagonisten Blomfield und Robinson so lange über die Unvereinbarkeit von formalem und naturnahen Garten geführt hätten. Gertrude Jekylls harmonische Bepflanzung habe sich mir Lutyens' geometrischen Strukturen zu einer ausgewogenen Synthese verbunden".
1897 erhielt Gertrude Jekyll die königliche GartenbaumedailleVictoria Medal of Honour.     

Gertrude Jekyll komponierte Gärten wie Gemälde - für sie war die Gartenkunst ein Teil der schönen Künste neben Dichtung, Musik und bildender Kunst. Gleichzeit war sie eine kundige Praktikerin mit herausragendem gärtnerischen Wissen. Sie hing nicht an einem bestimmten Gartenstil, sondern strebte ständig nach der vollkommenen Schönheit.
"Die Größe eines Gartens hat im Grunde nichts mit seiner Schönheit zu tun. Es hängt vielmehr vom Herzen, vom Verstand und dem ernsthaften Bemühen des Besitzers ab, ob sein Garten reizvoll oder langweilig ist" 
Die begnadete Gestalterin hat viele große Gärten entworfen, verlor aber dabei nicht die Genauigkeit für das kleinste Detail. So bieten ihre Entwürfe auch heute noch wertvolle Anregungen auch für Besitzer kleiner Gärten. Zum Glück sind über 2000 Pläne mit Details für über 250 Jekyll-Gärten erhalten geblieben. Richard Bisgroves Arbeit ist zu verdanken, dass interessierte Gartenfreunde eine Auswahl dieser Pläne in Ruhe zuhause studieren können. Nach sorgfältiger Prüfung aller Entwürfe wurden aus 150 ausgesuchten Plänen 47 davon neu nachgezeichnet und gut lesbar beschriftet.
Gertrude Jekyll starb am achten Dezember 1932 in ihrem Haus in Munstead Wood, aber ihr Werk lebt bis heute weiter.


Jardins enclos de Barrington Court Manor par Gertrude Jekyll - Angleterre Auteur: P Charpiat - 2006

Die Bloggerin Soodie Beasley schreibt in einem Beitrag über Gertrude Jekyll als Designerin: Designer: Gertrude Jekyll 
Ein nettes Detail am Rande: Gertrudes Bruder war ein Freund von Robert Louis Stevenson, der ihren Nachnamen in seiner Novelle "Dr. Jekyll and Mr. Hyde"verwandte.
David Austen benannte eine schöne und robuste englische Rose nach ihr.
Munstead Wood ist eine heute noch an wenigen Tagen anlässlich der regionalen "Offenen Gartenpforte"zu besichtigen Munstead Wood Garden, (danke an Hermann Gröne von Garten Gröne für den Hinweis!)
Hestercombe Gardens gilt als eines der schönsten Werke von Jekylls und Lutyens: Hestercombe Gardens
Auch das Manor House and Garden in Upton Grey kann besichtigt werden.

Detail von Hestercombe Gardens bei Taunton, Somerset von Sabine Grasediek-Gutleben (Eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/) oder CC-BY-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.5)], via Wikimedia Commons
 Sommer 2003

mehr Bilder von Hestercombe  Gardens bei Wikimedia

 Gertrude Jekyll's Long border at Manor House, Upton Grey, Hampshire, UK von Aquilineyes  (Eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons


Buchempfehlung: Richard Bisgrove "Die Gärten der Gertrude Jekyll", erschienen bei Ulmer 


Der englische Gartenarchitekt und Autor Richard Bisgrove ist ein profunder Kenner des Werkes von Gertrude Jekyll und William Robinson. Sein Schwerpunkt ist die Gartengeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Das Buch ist kein locker erzählter illustrierter Gartenband, sondern eine umfassende akademische Arbeit zu Gertrude Jekylls Lebenswerk. Kapitel über die Entstehung von Gärten, den besonderen Charakter eines Gartens und die Pflanzenverwendung in einzelnen ausgesuchten Gärten bieten eine Fülle von Anregungen und Informationen über die Gartengeschichte dieser Zeit. In den Kapiteln über formale Gärten, Rosengärten, die Gestaltung mit Gehölzen, naturnahe Gärten, Treppen und Mauern, Sonne und Schatten sowie von Gertrude Jekyll bevorzugte Pflanzen wird die erstaunliche Vielseitigkeit der berühmten Gestalterin deutlich. Ein sehr empfehlenswertes Buch für Gartenliebhaber, die sich intensiv mit der Materie beschäftigen möchten. Die Schönheit der Gärten erschließt sich schon bei der oberflächlichen Betrachtung der vielen guten Fotos, die Pläne sollten mit Muße und Interesse studiert werden.  Ein sehr wertvolles  und immer noch aktuelles Werk zur Gartengeschichte und Gartenkunst! (neu überarbeitete Auflage von 2008). 

Alle kursiv geschriebenen Zitate sind von Gertrude Jekyll.

TV - Empfehlung Landträume

$
0
0
Liebe Freunde der Gartenkunst,

heute nur ein ganz kurzer Eintrag. Hier der Link zu der sehr schönen Serie "Landträume", die zu Zeit in Arte gezeigt wird. Über den Link kann man die Folgen in der Mediathek ansehen.

Viel Freude beim Anschauen!

Viewing all 70 articles
Browse latest View live